Mittwoch, 17. November 2010

Weiter in das Amazonasgebiet - Pucallpa

Die einzige geteerte Strasse in den peruanischen Urwald ist beruechtigt fuer Ueberfaelle zum einen und, wie wir feststellen mussten, fuer Erdrutsche zum andern. Als wir uns in Tingo Maria nach Weiterfahrtsmoeglichkeiten per Bus erkundigten, winkten alle ab, da gehe im Moment nichts, die Strasse sei verschuettet. Allerdings fanden wir heraus, dass die Colectivo Taxis (normale Autos, die Langstrecken bedienen, wenn sie voll sind) fahren, allerdings muesse man eine kurze Distanz zu Fuss gehen, und dann ein anderes Taxi fuer die Weiterfahrt nehmen. Diese kurze Distanz war je nach Information 300 Meter bis 1 bis 2 Stunden. Wir beschlossen, es zu versuchen. 
Nach gut einer Stunde Fahrt war Schluss. Die Strasse war durch einen Erdrutsch regelrecht weggespuelt worden. Wir packten unsere Rucksaecke und machten uns auf zur Schlammschlacht. Eine halbe Stunde steil bergauf, ueber den Erdrutsch hinueber, und auf der anderen Seite wieder eine halbe Stunde bergab. Durchnässt vom Dauerregen und eingeschlammt kamen wir auf der anderen Seite an, wo nach einiger Zeit ein Minibus weiterfuhr. Obwohl der Erdrutsch erst eine Woche her ist, haben sich mehrere Familien eingefunden, die unter provisorischen Unterstaenden in stroemenden Regen Essen verkaufen. Die Peruaner sind Lebenskuenstler. 

Strasse weg - zu Fuss weiter...



















Nach 11stuendiger Reise, vorbei an etwa 50+ kleineren Erdrutschen kamen wir in Pucallpa an. Wir wohnen hier nun auf der Missionsstation von indicamino (ehemals Schweizer Indianer Mission), die unter peruanischen Randgruppen im Urwald arbeiten. Barbaras Verwandte haben vor mehreren Jahren  hier gearbeitet und uns den Kontakt vermittelt. Wir wurden herzlich aufgenommen und geniessen das Zusammensein mit Schweizern und Annehmlichkeiten wie Toilettenleitungen die WC Papier schlucken etc. Aber auch das Pfluecken von Mangos und Konsorte direkt aus dem Garten oder das 35Grad warme Wetter geniessen oder beschwitzen wir! 

Unser Heim in Pucallpa;-)

Tingo Maria - runter in den Urwald

Nach einer Tagesreise und fast 4000 Hoehenmeter tiefer, erreichen wir Tingo Maria, das Tor zum peranischen Amazonasgebiet. Nach dem Garderobentausch koennen wir die Waerme geniessen. Die kleine Stadt liegt eingebettet inmitten von dicht bewaldeten Huegeln an einem Fluss. Einen ganzen Tag liessen wir uns von einem Guide mit seinem Mototaxi herumfahren, wanderten durch den Urwald, badeten unter Wasserfaellen und erkundeten Hoehlen. 
Allein kann man nicht gut auf Entdeckungstouren ausserhalb der Stadt gehen. In einem angrenzenden Tal wird grossflächig Coca angebaut und weiterverarbeitet... Eine polizeifreie Zone – dafuer hat es in der Stadt ein bisschen mehr;-)


Nette Erfrischung!





Bosque de Piedras / Huayllay

Nur von einem Zeitschriftenbericht und Fotos auf Google Earth wussten wir von dem Gebiet auf ueber 4'000 Meter mit riesigen Steinfeldern und grottesken Felsformen, die aussehen wie Menschen, Tiere oder andere Darstellungen. Informationen wo das Gebiet genau liegt, wie man hinkommt und in dieser Hoehe uebernachten und essen kann fanden wir kaum, und wenn, waren sie widerspruechlich. Nach einigem Hin und Her, ausgeruestet fuer mehrere Tage Ueberleben in der Wildnis und einigen Nächte Akklimatisation auf über 3'000 Meter machten wir uns doch auf die Suche danach.
Die dreckige Silberminenstadt Cerro de Pasco auf 4'300 Meter (weltweit die hoechstgelegene Stadt in dieser Groesse) ist Ausgangspunkt. Gilt zudem als hässlichste Stadt der Welt... Gleich neben der Stadt hat es einen 2km tiefen Krater der Silberminen. Zwei Mal pro Tag wird in der Mine gezuendet und die Erde erbebt. Immer wieder fallen anscheinend Häuser zusammen. Und auf dieser Hoehe herrrschen doch ziemlich garstige Klimaverhaeltnisse. Vielleicht schon nicht der „place to be...“ Der Hotelbesitzer in Cerro konnte uns weiterhelfen mit Infos und wir schnappten uns ein Taxi. Und siehe da, fuer einmal ist das Internet weit hinterher mit Infos. Der Bosque de Piedras (Steinwald) ist ein Nationalpark und wird gerade fuer den breiten Tourismus fit gemacht. Wir wurden freundlich von einem Touriguide empfangen und konnten ein fast fertig gestelltes Bungalow beziehen. Es entstehen in den nächsten Monaten eine ganze Reihe davon mit Restaurant und Infozentrum. Das Wetter durchkreuzte unsere ersten Erkundigungen, es begann zu hageln und der Wind pfiff ueber die Hochebene. Den Rest des Tages verbrachten wir dick eingepackt in Lamafelldecken. Die Steinbungalows haben weder Isolation noch Heizung, und das bei 8 Grad. Aber wir trotzdem froh darum, denn eigentlich wollten wir mit dem Zelt lostrekken... Vielleicht besser nicht in der Regenzeit!
Am naechsten Morgen um 6 weckte uns die Sonne. Alle Wolken haben sich verzogen, es ist warm, wir koennen losziehen. Der Bosque de Piedras umfasst 6800 Ha. Es wurden verschiedene Wanderrouten errichtet und bestens markiert. So brauchen wir nicht einmal einen Fuehrer. Stundenlang cruisen wir durch das Hochland, vorbei an zum Teil riesigen Felsbloecken, die verstreut herumliegen. Daneben hat es moosaehnliche Ebenen, einige Baechlein, grasende Schafe und Lamas mit ihren Hirten. Die Hirtenjungen heissen uns sogar mit Handschlag willkommen. Die Ruhe ist unglaublich wohltuend nach den hektischen, laermigen Strassen. Zudem trafen wir die ganze Woche keinen einzigen Touristen an. Die Hoehe vertrugen wir nach anfaenglichen Schwierigkeiten relativ gut. Nach ein paar Tagen ging sogar bergaufwandern einigermassen normal. Ab Mittag werden die aufziehenden Wolken duenkler und spaetestens um 3 Uhr verziehen wir uns ins Bungalow und warten auf den naechsten Morgen.

Bosque de Piedras











Auch das Einkaufen im Dorf nebenan war ein Abenteuer bis wir unser Gemuese, Brot, etc. zusammenhatten. Den Fleischmarkt mieden wir. Viele Europaerer kommen wahrscheinlich nicht her. Die Kinder, aber auch die Erwachsenen schauen uns an, als ob wir von einem anderen Planeten kommen!
Es gefaellt uns so gut, dass wir einige Tage bleiben, und nach einer Magenverstimmung von einem Meerschweinchen picante dann noch unfreiwillig einen mehr...
Als wir abreisen und bezahlen wollten bekamen wir auf dem vereinbarten Preis noch einen Disount von 50% wenn wir vom Bosque in der Schweiz Werbung machen. Dann wurden unser spanischer Wortschatz ziemlich getestet in einem Interview mit dem Tourismusamt -  auf Video festgehalten. Darum machen wir nun hier noch eine Werbezeile. Nein, im Ernst. Die Landschaft ist der Hammer, wer durch das Zentrale Andenhochland fährt, ein „Must“! Wandern, Trekken, Bouldern und Klettern (Potential noch riesig), Thermalquellen, etc. Maruja ist der beste Guide und kennt die Spots!




Das Acalpa vor dem Sturm














El cobra von hinten