Dienstag, 28. Dezember 2010

Cusco - Machu Picchu

Nach 17-stündiger, sehr kurvenreichen Busfahrt sind wir in Cusco angekommen. Cusco ist die touristische Hochburg Perus - von hier aus besucht man die berühmten Inkaruinen auf Machu Picchu. Auf den 4-tägigen Inkatrail haben wir nach unserem Regentrekking verzichtet. Alternativ kommt man nur mit dem überteuerten Zug oder über einen mehrtägigen, komplizierten und in der Regenzeit scheinbar gefährlichen Bus-Taxi-Wanderweg hin. Als wir realisierten, wie teuer das Ganze wirklich ist, haben wir uns ernsthaft überlegt, auf das touristische "must-see" zu verzichten. Aber als Europäer nach Cusco zu reisen und Machu Picchu nicht zu sehen ist etwa wie wenn ein Japaner bis Grindelwald kommt und nicht aufs Jungfraujoch geht, also machen wir uns auf, für teure 200 US$ Zug- und Eintrittstickets zu kaufen. Dies ist alles andere als einfach, man kann in Peru nicht einfach am Bahnhof ein Rail-away lösen. Die zahlreichen Agenturen auf der Strasse verkaufen nur noch teurere all-inclusive Pakete. Der Bahnhof ist geschlossen und das Kulturbüro, das die Eintrittstickets verkauft (nein, am Eingang sind die nicht erhältlich...) hat dieses Jahr scheinbar mehrmals den Standort gewechselt und ist nicht mehr offen, als wir es endlich finden. Langer Rede kurzer Sinnn: schlussendlich ergattern wir alles Nötige - Machu Picchu wir kommen!

Die Inkastadt liegt versteckt auf einem Hügel, spektakulär umgeben von vielen, tropisch bewaldeten höheren Hügeln, noch weiter hinten liegen ein paar Sechstausender. Unten im Tal fliesst ein reissender Bergbach. Wie die Inkas darauf gekommen sind, in diesem abgelegenen Ort ihre Stadt zu bauen, weiss man nicht genau. Wiederentdeckt wurde sie erst Anfang 20. Jahrhundert. Die Ruinen sind alle sehr gut erhalten, was von der Bauqualität der Inkas zeugt. Die heutigen peruanischen Maurer könnten da noch einiges dazulernen...




Wir planten früh loszuwandern, damit wir bei Toröffnung dort sind und vor den Touristenhorden ein paar Fotos machen können. Vom Tal aus hinauf braucht man etwa eineinhalb Stunden aber so können wir den ebenfalls teuren Bus umgehen. Um 4 Uhr regnet es in Strömen. Wir stellen den Wecker eine Stunde später. 5 Uhr: immer noch sintflutartiger Regen. Wir beschliessen, doch den Bus zu nehmen und hoffen, dass es bald etwas nachlässt. Als wir oben ankommen hat der Regen aufgehört. Nebelschwaden kommen und gehen, verhüllen innert Minuten alles und ebenso schnell reisst es wieder auf. Gegen Mittag zeigt sich langsam die Sonne und den ganzen Nachmittag verbringen wir bei strahlendem Sonnenschein. So gutes Wetter hatten wir noch nie im peruanischen Hochland!
































Hinter der Ruinen erhebt sich ein weiterer steiler Hügel, von dem aus man eine gute Aussicht auf die Anlage hat. Weil uns die tropische Vegetation so gut gefällt, nehmen wir die längere Strecke retour, die an einem weiteren Inkatempel vorbeiführt. Nach über 4h steilem auf und ab wird das Wasser knapp. In den Ruinen sind keine Esswaren und Getränke erlaubt und wir konnten nicht soviel hineinschmuggeln, wie wir für diese Wanderung gebraucht hätten. Als wie am späteren Nachmittag erschöpft nach Machu Picchu zurückkommen, sind dafür die meisten Touristen abgereist. Wir können uns nochmals in Ruhe alles ansehen bevor wir uns, diesmal zu Fuss, zurück ins Tal aufmachen.

Fazit: beeindruckende Architektur eingebettet in grandiose Landschaft; touristisch ausgeschlachtet mit unverschämten Preisen auf hohem Schweizer-Niveau; alles in allem aber ein sehr cooler Ausflug.
Wir sind nun zurück in Cusco und düsen morgen weiter südlich in die Grenzstadt Puno und werden, wenn alles klappt mit dem Grenzübergang, noch dieses Jahr nach Bolivien einreisen.

Freitag, 24. Dezember 2010

Huacachina - Sanddünen

Huacachina liegt etwas im Landesinnern mitten in einer grossen Sandwüste. Das Dorf ist eine kleine Oase, die eigentlich nur von Touristen "bewohnt" wird. Grund dafür sind die riesigen Sanddünen, die sich rechts und links der Oase auftürmen und vor allem die gut vermarkteten Sandboard- und Dünenbuggietouren, die hier angeboten werden. Da wir (also vor allem Barbara) das Snowboarden schon recht fest vermissen und sich die News von zu Hause betreffend neuer Neuschneemenge überbieten, beschliessen wir, das Boarden einmal anders zu versuchen. Mit dem Dünenbuggie rasen wir mit bis knapp 100 km/h die Dünen rauf und runter - Achterbahn pur. An einem kleinen Steilhang verteilt unser Fahrer die Sandboards: ein Stück Holz mit einem glatten Belag und ein paar bessere Schnüre, zum Festschnallen. Das Ding wird gewachst und dann los. Die ersten Versuche enden kläglich. Ohne Halt zu haben ist an Kurven kaum zu denken, und nach den ersten paar Metern ist der Wachs weg und wir bleiben stecken. Der Fahrer meint nur lapidar, "ist ein bisschen anders als Snowboarden, ja?" Naja, vor allem das Material ist anders, der Sand an sich ist ähnlich wie Neuschnee. Nach ein paar weiteren Versuchen und Kopfüberlandungen im Sand geben wir auf und düsen lieber noch weiter über die Dünen. 

4-Rad-Skilift;-)




























 
Am Abend sehen wir in einem Restaurant eine Werbung für Sandboard Vermietung: You can choose between tradicional Boards and real Snowboards with boots and bindings. Aha, wir haben also "traditionelle Boards" erwischt - was das wohl für eine Tradition sein mag...! Am nächsten Morgen handeln wir einen guten Preis für die realen Snowboards aus und ziehen nochmals los. Diesmal aber ohne Buggie - was nichts anderes heisst wie in der prallen Sonne die Düne hochwandern. Zwei Schritt vorwärts, einen zurück... Oben endlich angekommen wird das Board eingewachst. Obwohl es echte Snowboards sind, haben sie keinen Belag, nur diesselbe glatte Plastikoberfläche wie die traditionellen Boards. Die ersten paar Kurven sind cool - da kommt richtig Freude und vor allem Tempo auf. 




























 
Aber schon zu bald ist der Wachs weg und das Ding bewegt sich selbst im Steilhang kaum mehr vom Fleck. Nochmals hochzulaufen ist uns zu anstrengend und so bringen wir das Board zurück und waschen uns im Pool den Sand vom Leib. Fazit: Boarden ist bei plus 30 Grad ebenso mühsam wie bei minus 30, mit gutem Material könnte es auch im Sand funktionieren und Barbara vermisst nun ihr Snowboard umso mehr.



Paracas - Islas Ballestas

Endlich losdüsen Richtung Süden! Nach den anstrengenden Tagen in Lima freuen wir uns, die Stadt verlassen zu können. Mit dem Bus geht es der Küste nach. Wie schon gegen Norden, ist die Küste auch südlich von Lima staubig, öd und trocken. Es regnet hier eigentlich nie und somit wächst ohne Bewässerung auch nichts. Vielfach sieht es aus wie Mondlandschaften.
Nach 5stündiger Fahrt landen wir in Paracas, einem kleinen Fischerdörfchen. Wir finden ein herziges Hotel, erhalten nach einigen Verhandlungen ein Zimmer mit Meerblick und fühlen uns zum ersten Mal seit einiger Zeit wieder mal richtig wohl als Traveller. Wir geniessen einen gemütlichen Nachmittag am Strand, mit Pelikanen am Hafen und Fisch auf dem Teller.

Die eigentliche Attraktion von Paracas liegt etwas ausserhalb der Küste. Die Inseln Ballestas beherbergen tausende von Vögel, Seelöwen, Pelikane und Pinguine und werden auch Klein-Galapagos genannt. Mit einem 400PS-Boot fahren wir am nächsten Morgen hinaus um die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Unterwegs werden wir von springenden Delphinen begleitet. Danach cruisen wir um die Inseln, wo die Seelöwen allesamt faul auf den Felsen liegen und sich in der Sonne räckeln, Pingus herumwatscheln und baden, Vögel zu tausenden herumschwirren oder auf dem Hügel brüten, so dass man nur noch eine schwarze Fläche sieht, so viele Vögel sind es, etc. Ein sehr gelungener Ausflug! Zurück in Paracas packen wir unsere Siebensachen und ziehen weiter nach Huacachina bei Ica.



Sonntag, 19. Dezember 2010

Zurück in Lima - weitere Turbulenzen...
















Ist das nicht ein schöner Pass? Da er uns so gut gefällt, haben wir uns nochmals zwei Exemplare anfertigen lassen! Aber wie bekommt man ihn? Zu Beginn der Woche konnten wir Huaraz endlich verlassen, da die Blockade der Stadt für wenige Tage aufgehoben wurde. Nach einer Nachtbusfahrt mit wenig Schlaf setzen wir uns in Lima ins Starbuckskaffee und warten, bis wir unser Hostal beziehen können. Leider kommt gerade kein Wasser aus der Leitung. Somit gibt es keinen Kaffee und auch keine Toilette. So holen wir abwechselnd nebenan bei Mc Donalds unseren Kaffee und erledigen die Toilette und setzen uns wieder auf die Sofas von Starbucks. Oh weh - wo ist der kleine Rucksack?!? Wenige Minuten später sitzen wir auf der Polizeiwache und rapportieren! Vor Huaraz hatten wir eine ausgeklügelte Wertsachendisposition. Da auf den Trekkings die Rucksäcke ziemlich nass wurden, kam diese Disposition ins Wanken und das Ganze war etwas zu konzentriert. Somit ergatterte dieser böse Dieb viel mehr als ihm zustand... Die letzten fünf Tage verbrachten wir eigentlich mit nichts anderem als mit Formularen ausfüllen, Drucken, Scannen, unzähligen Telefonaten und E-Mails sowie drei Besuchen bei der Vizekonsularin auf der Schweizer Botschaft. Gestern bekamen wir dann endlich wieder einen schönen roten Pass - aber nur den provisorischen. Da über die Festtage nicht so schnell produziert wird, wird es dann erst auf der Botschaft in Buenos Aires einen richtigen Pass geben.
Die ganzen Mühseligkeiten haben dem Reisevirus schon etwas zugesetzt und wir mussten den Reisekoller in einem feinen Schweizer Restaurant mit Rösti und Geschnetzeltem an einer Cognacsauce bekämpfen - es gelang nicht schlecht. Herzlichen Dank an Barbaras Eltern fuers Sponsoring!
Heute haben wir vernommen, dass zwischen Huaraz und Lima ein voller Bus von vier Personen überfallen wurde und die Passagiere um alles Geld, Wertsachen und Digicams erleichtert wurden. Vielleicht war uns der leise Diebstahl doch lieber. Aber ich glaube wir haben Peru langsam gesehen;-)
Morgen früh ein letzter Termin auf dem Migrationsamt für einen neuen Stempel und dann gehts endlich mit Wochen Verspätung Richtung Süden!!

Samstag, 11. Dezember 2010

Huaraz - Ein Pulverfass

Doch die vermeintliche Ruhe hielt nicht lange an! Denn gestern trafen sich die Gruppierungen der Landbevölkerung und eine Unmenge an Studenten zur offiziellen Demonstration gegen die geplante Goldmine. Zuerst sah das Ganze friedlich aus. Aus der Ferne beobachteten wir die verschiedenen Gruppen. Doch schon bald musste die Polizei Tränengas abfeuern. Pneus brannten auf der Strasse. Wir verzogen uns ins Hotel. Danach eskalierte die Situation. Eine Bank nach der anderen wurde zertrümmert. Danach folgten Telefonica, das Gerichts- und Regierungsgebäude. Die Polizei hatte anscheinend keinen Befehl einzugreifen.

So ungefähr sehen die Banken der Stadt aus...




























 
Am Abend wurde es wieder ruhig. Wir fanden zum Glück noch einen unzerstörten Bankomaten und konnten uns mit Noten eindecken. Auch ein Shop hatte wieder geöffnet und wir kauften noch Lebensmittel für knapp eine Woche ein. Ein Chinese kochte uns hinter Gittern ein Abendessen.

Heute ähnliche Situationen in der Stadt. Polizisten und zum Glück nur wenige Demostrationsgruppierungen prägen das Stadtbild. Unser Bankomat ward auch nicht mehr - hatten uns zum Glück rechtzeitig eingedeckt!
Die Prognosen sind schwierig. Die Regierung hat immerhin Gesprächsbereitschaft zugesagt, falls die Gewaltanwendungen aufhören. 

Was uns angeht - wir sitzen hier auf jeden Fall fest. Alle Verkehrsachsen sind blockiert, sämtliche Busgesellschaften haben ihre Büros geschlossen. Selbst der Flugverkehr nimmt den Betrieb anscheinend erst in ein paar Tagen wieder auf und fliegen kostet bis 10x mehr als der Bus. Aber der Weg zum Flughaben ist natürlich auch blockiert.... Einige Stimmen in der Stadt sagen, dass die Barrikaden am Montag oder Dienstag aufgehoben werden. Wir hoffen, dass wir bald wieder nach Lima reisen können! Zumindest sind wir mit Food eingedeckt und unser Hotel ist etwa ein halber Kilometer vom Zentrum entfernt! Wir vertreiben uns die Zeit in einem vergitterten Café, mit Internet, vielen Büchern und feinen Brownies. Wir haben den amerikanischen Besitzer bereits gekannt, und er liess uns ein, obwohl das Café, wie die meisten Geschäfte geschlossen ist.

Diese Szenen prägen momentan das Stadtbild

Zwischen den Fronten

Aber warum die verblockte Strasse?
Am oberen Ende des Tales liegt ein schöner See, woraus sich ein Fluss durch das Tal bis in den Atlantik windet. Dieser Fluss ist Lebensgrundlage für die Landbevölkerung des ganzen Tals. Neben diesem See liegt anscheinend viel Gold unter der Erdoberfläche... Eine Minengesellschaft wollte in Kürze mit dem Abbau beginnen. Der Abbau des Goldes braucht soviel Wasser, dass keines mehr durch das Tal fliessen würde oder das Restwasser versäucht und somit unbrauchbar wäre. Die Lebensgrundlage für viele Menschen steht auf dem Spiel.
Die Landbevölkerung wurde bis anhin nie angehört. Aus diesem Grund wurden die Verkehrsachsen im ganzen Tal mit Steinsperren übersät. Die Lage schien ernst zu sein, denn ein Demonstrant verlor sein Leben beim Zusammenprallen mit der Polizei.
Trotzdem machten wir uns als Gruppe auf den 65km langen Weg nach Huaraz, den einzigen möglichen Weg dorthin. Vom Refugio gings zuerst hinunter zur Hauptstrasse. Nach langem Warten kam endlich ein Minibus-Taxi, das eigentlich schon fast voll war. Aber irgendwie schafften es die Peruaner, das Ding mit 26 Personen zu stopfen... Bis zu einem Dorf in der Mitte, wo die eigentliche Hauptblockade sei, sollte ein Transport möglich sein, wie wir vernahmen. Doch kurz vor diesem Punkt wurden wir gestoppt! Steine flogen gegen den Bus und innert Sekunden standen 20 vermummte Männer um das Fahrzeug. Ein wildes Wortgefecht zwischen Chauffeur und den Männern folgte. Aussteigen. Sekunden später wieder alle einsteigen. Die Agressivität sah man den Männern ins Gesicht geschrieben. Nochmals ein hitziges Wortgefecht. Der Chauffeur stieg aber wieder ein. Für ein paar Fusstritte musste der Bus noch hinhalten, aber dann liessen sie uns losfahren. Uff - ein sehr unangenehmer Moment, weil das Ziel dieser Gruppe nicht genau erkennbar war... Nach kurzer Fahrt erreichten wir schliesslich das Dorf in der Mitte der Strecke. Weiter ging es zu Fuss. Zuerst vorbei an kilometerlangen Lastwagenkolonnen, die hier stecken geblieben sind. Die Luft hier schien wieder friedlicher. 
Nach einer kurzen Stärkung im Dorf gings weiter zu Fuss. Diverse verblockte Brücken trafen wir an.



Eine der verblockten Brücken


























Leider war aber am Ende der Brücken noch nicht Schluss mit Sperren. Die nächsten 20km sahen ungefähr so aus:



























Somit war an Transport nicht zu denken und wir quälten uns die Strecke mit dem Gepäck zu Fuss ab. Dann endlich wieder eine kurze Strecke mit einem Pick-up. Die ganze Gruppe schwang sich auf die Ladefläche und wir surften bis zur letzten verblockten Brücke - zum Glück die letzte. Nach dieser fanden wir wieder ein Mini-Bus-Taxi, das uns direkt, kurz vor Dunkelheit, in Huaraz absetzte. Endlich wieder in der Stadt - Essen und ein Hotel mit warmem Wasser!! Am Abend genossen wir als Gruppe noch einen Drink.

Hatun Machay

Nach dem Trekking gingen wir nach Hatun Machay, dem grössten Klettergebiet Perus, um uns von den Strapazen zu erholen. Wir landeten in einer spartanen "Alphütte" auf 4300 M.ü.M. ohne Elektrizität. Immerhin mit fliessendem Wasser und einem Gaskochherd. Das Wetter erwies sich aber auch hier als eher garstig. Nach Sonnenaufgang hielt es meist bis kurz vor Mittag, bevor der Nebel aufzog und schon bald der Regen niederprasselte. Somit verbrachten wir die zweite Tageshälfte ausschliesslich vor dem Feuer.

Hatun Machay





























Es war geplant, nach zwei Nächten wieder zurück nach Huaraz zu reisen. Kurz bevor das Taxi ankommen sollte, vernahmen wir jedoch, dass die Strasse aufgrund von Demonstrationen gesperrt sei... Nach Nacht drei leider immer noch unveränderte Situation. Insgesamt waren 13 Leute im Refugio. Das Essen wurde allmählich knapp. Am Abend ein letzter grosser Spagettiplausch, danach waren die Vorräte für diese Anzahl Leute aufgebraucht. Deshalb beschloss die Gruppe, sich nach einer weiteren Nacht auf den 65km langen Weg zurück nach Huaraz zu machen. Wie die Sitation aussah, wusste noch keiner.

Refugio Hatun Machay

Samstag, 4. Dezember 2010

Santa Cruz Trekking

Huaraz und die umliegenden Bergketten sind DAS Wander- und Kletterziel in Peru. Die Gegend wird auch die Schweiz Perus genannt. Da wir schon viel länger als geplant durch Peru reisen, hat sich unsere Ankunft in Huaraz verzögert. Die Trockenzeit und somit ideale Wanderzeit ist vorbei. Trotzdem wollten wir versuchen, die wunderschöne Aussichten auf viele über 6'000 Meter hohe Berge, grüne Seen und Gletscher zu erhaschen. Die beste Gelegenheit dazu biete sich auf dem 4-tägigen Santa-Cruz Trekking. Gleich nach der Ankunft in Huaraz stolpern wir über ein Angebot, uns einer geführten Gruppe auf diesen Trek anzuschliessen. Etwas überrumpelt und mit der Idee, dass dies aufgrund der immer stärker einsetzenden Regenzeit vielleicht eine der letzten Möglichkeiten für diesen Trekk ist, sagen wir spontan zu. Zudem sei die Wetterprognose für die nächsten Tage gut und von Alleingängen werde um diese Jahreszeit wegen Überfällen abgeraten, da nur noch wenige Touristen unterwegs seien, weshalb wir von der ursprünglich geplanten, individuellen Begehung absehen.
Wir starten mit einer bunt gemischten Gruppe, 2 Führern, 1 Koch, 7 Eseln und 2 Eseltreibern in Sandalen. Das Hauptgepäck tragen die Esel, wir nur das Tagesgepäck (da wir nur einen Tagesrucksack dabei haben, muss Urs für beide tragen...) 


Donkeys sei Dank





























Wir ersteigen eine steile Schlucht, wandern später vorbei an Bächen und Seen, hoch oben erblicken wir immer wieder die schnee- und gletscherbedeckten Sechstausender zwischen den Wolken. Das erste Lager erreichen wir trocken, Tee aus Cocablätter wird serviert, die Zelte der Gruppe sind bereits aufgestellt. Wir haben unsere eigene Ausrüstung mitgenommen, da wir dem Material der Agentur nicht trauten, zu Recht, wie sich später herausstellen sollte. Am zweiten Tag trennt sich die Gruppe, Urs schliesst sich dem schnelleren Teil an und macht einen Abstecher zu einem See auf 4'500 M.ü.M., Barbara kämpft sich auf kürzerem Weg die Höhenmeter hoch zum zweiten Camp auf 4'250 M.ü.M. Gerade rechtzeitig um das Zelt trocken aufzustellen. Anschliessend prasselt der Bergregen nieder und verwandelt das Lager in einen Sumpf. Schon mal auf über 4'000 Meter mit einem Brecheisen Zeltgraben ausgehoben? Als Urs schliesslich mit dem Rest der Gruppe ankommt, sind wir beide pflotschnass, aber das Zelt ist dicht und der Schlafsack warm, im Gegensatz zu andern. Der dritte Tag ist der strengste. Mit Plastiksäcken in den Schuhen ersteigen wir den höchsten Punkt des Treks, den Pass Punta Union auf 4'750 M.ü.M. Kurz nach Abmarsch beginnt es zu regnen, später wechselt es zu Schnee. Die Höhe und das Wetter fordern ihren Tribut, Urs muss die letzten paar hundert Höhenmeter als Skilift fungieren. Als wir endlich den Pass erreichen, sind die Berge und die grandiose Aussicht in dichtem Nebel und Schneegestöber verhüllt.


Geschafft - aber wo ist die Aussicht geblieben?!






























Statt der verdienten Pause machen wir uns schnell an den langen Abstieg, 1'000 Höhenmeter hinab. Insgesamt wandern wir an diesem Tag fast 9 Stunden in strömenden Regen, anstelle der faszinierenden Bergwelt, sehen wir nur Nebel um uns. Entsprechend durchnässt, durchgefroren und entkräftet, ist die Stimmung auf den Tiefpunkt. Dafür müssen wir entgegen unseren Erwartungen nicht in einem nassen Zelt schlafen, sondern können in einem trockenen, warmen Refugio unterkommen. Aufgewärmt und gestärkt treten wir am nächsten Morgen bei Sonnenschein die letzte kurze Etappe an. Am Ende des Treks werden wir abgeholt. Die Rückfahrt führt über einen weiteren Pass von 4'800 M.ü.M. Nach den haarsträubenden Kurven bergab sind wir froh, als wir wieder in Huaraz ankommen. Fazit: Trekking ist cool, wenn das Wetter mitspielt. Darum werden wir Patagonien in der Trockenzeit bewandern.

vor der Passhöhe

Freitag, 3. Dezember 2010

Zwischenstopp Lima

Bereits etwas Peru-erprobt, zahlen wir diesmal 3 statt 30 Dollars für die Fahrt vom Flughafen zum Hotel. Wir ordnen unser Gepäck neu für die nächste Schlaufe. Da wir den Schlüssel für das eingestellte Gepäck nicht mehr finden, müssen wir unser eigenes Schloss knacken.
Nach dem Besuch einer grossen Wasser-Licht-3D Show machen wir uns per Bus auf in die Cordillera Blanca.

Circuito Magico del Agua

Rio Ucayali / Amazonas

In Pucallpa stellte sich uns die Frage, ob wir die mühsame Reise über die Erdrutschstrasse nochmals unter die Füsse nehmen wollten, oder das Flugzeug oder Schiff für die Weiterreise nehmen sollten. Etwas skeptisch begutachteten wir die Bananenfrachter im illustren Hafen am Rio Ucayali. Etwa 3-5 Tage benötigen die Schiffe in die Amazonasstadt Iquitos im Norden Perus, nahe an der brasilianischen Grenze. Wir liessen uns ein erstes Mal das Schiff zeigen, ist hier Kapitänsache: ein rostiger Kahn namens Henry, Platz für ca. 200 Passagiere in Hängematten, 10 gefängniszellenähnlichen Kabinen mit eigenem Bad, Güterdeck, das gerade von Hand beladen wurde (die Männer schleppen 100kg Säcke in Flipflops herum - nicht gerade Suva-tauglich). Die nächste Abfahrt sei nächsten Donnerstag. Am Mittwoch fahren wir nochmals zum Hafen. Wir haben uns entschieden die Flussfahrt zu machen. Die Abfahrt hat sich jedoch bereits auf Samstag Morgen verschoben. Wir buchen die Kabine und kaufen auf dem Markt Hängematten.

Henry beim Entladen
































Am Samstag kommen wir beladen mit 40 L Wasser, Säften, Früchten und Snacks im Hafen an. Wir beziehen unsere Kabinen, tauschen als erstes die gestellten Matratzen gegen unsere Campingmatten aus und installieren unsere Hängematten. Unterdessen hat sich die Abfahrt auf Samstag Abend verschoben. Es wird weiter ent- und beladen. Dies funktioniert in etwa folgendermassen: ein gefüllter Lastwagen fährt vor, 10 Männer entladen die Fracht von Hand an den Hafen, der leere Lastwagen wird irgendwie aufs Schiff gehieft, worauf die Fracht wieder von Hand in den Lastwagen auf dem Schiff getragen wird... Klar dauert das Tage. Abfahrt Sonntag. Wir essen nochmals Pizza und Gelati in der Stadt und schlafen ein erstes Mal auf dem Schiff im Hafen. Am Sonntag Morgen geht es ähnlich weiter, aber am Mittag fahren wir gemeinsam mit 200 Peruanern endlich los. Die Reise führt auf dem dreckigen, immer grösser werdenden Ucayali River, der später zum Amazonasfluss wird. Endlose Wälder säumen die Ufer, ab und zu tauchen ein paar Buschhütten auf Stelzen auf, ein paar Mal halten wir in einem Dorf, um weitere Passagiere oder Fracht aufzuladen. Die Dorfbewohner stürmen das Schiff, um frische Früchte zu verkaufen. Für 1 Franken gibt es eine Papaya, eine Ananas und 6 Mangos! 
Mit dem Essen ist es so eine Sache. Im Preis inbegriffen sind 3 Malzeiten pro Tag. Es gibt Reis, Poulet und Bohnen; Poulet, Bohnen und Reis; Bohnen, Reis und Poulet. Gekocht wird mit dem braunen Flusswasser, das im gesamten Gebiet auch als offizielle Abfallmulde und wahrscheinlich als Kläranlage gilt. Gut, aufs Früstück haben wir ganz verzichtet, den Rest mit viel Knoblauch desinfiziert und mit Schnaps herunter gespült. So haben unsere Mägen das Ganze ohne grössere Probleme überstanden. Zur Dusche kommt die selbe braune Brühe raus, so war es für uns Luxus, uns nach dem Duschen noch mit dem mitgebrachten Wasser sauber zu machen:-)

Die Küche für 200 Personen...






























Die Strapazen werden wettgemacht durch gemütliches Abhängen in Hängematte, wunderschöne Urwaldaussicht, Flusssonnenuntergänge mit springenden Delphinen und lustigen Bekanntschaften mit den 4 Tage durchfeiernden Kabinennachbarn.


viel Zeit zum Ausspannen





















allabendliche Romantik



















  
















Nach dreitägiger Fahrt erreichen wir die Amazonasstadt Iquitos. Die 400'000 Einwohner zählende Urwaldmetropole ist nur per Schiff oder Flugzeug erreichbar. Nach drei Tagen Urwaldaussicht verzichten wir auf das pulsierende Stadtleben mit den vielen, dem Anschein nach hängen gebliebenen Touristen, statten dem Amazonaszoo mit Schmetterlingsaufzuchtstation einen Besuch ab und fliegen zurück nach Lima.