Dienstag, 28. Februar 2012

Ein Pannentag an der Westcoast

Der Tag fängt gut an. Wir wollen die beiden grossen Gletscher der Westcoast besichtigen und das Wetter sieht ziemlich gut aus für die regenreiche Küste. Der Fox Glacier und der Franz-Joseph Glacier (der heisst wirklich so!) haben tiefe Täler in die Landschaft geschnitten. Bei beiden Gletschern kann man ziemlich nahe an den Gletschermund wandern und das fliessende Eis aus nächster Nähe betrachten. Die Gletscher kommen aus der Mount Cook Region, die wir zu Beginn besucht haben. Nun sind wir auf der andern Seite der Berge, welche aber in einer dicken Nebelschicht versteckt sind. 



























Wir fahren von einem Aussichtspunkt zurück ins Dorf, als wir ein kleines Schild „warm spring“ entdecken. Ein anderes Auto besetzt den kleinen Pullout und so halten wir am Strassenrand, um diese warme Quelle zu untersuchen. Oder so. Der Strassenrand entpuppt sich als Schlammrest und bevor wir es merken steckt unser Auto tief im Morast, rauskommen unmöglich, auch mit unserem 4WD. Da ist guter Rat teuer… Eine französische Familie hält an und fragt ob sie helfen können, aber ihr kleines Auto wäre kaum stark genug um uns heraus zu holen. Kurz stehen wir alle ratlos ums Auto herum und da kommen, wie gerufen, zwei Nationalparkranger mit einem Pick-up.  Wir haben ja zum Glück immer ein Seil dabei und mit vereinigten Kräften ziehen wir unser Büsli aus dem Schlamm. Uff!


























Nach diesem kleinen Intermezzo sind die Wolken definitiv aufgezogen und wir fahren weiter nördlich. Wir wollen noch eine andere Hotspring erkunden und dort übernachten. Wir müssen allerdings den Einbruch der Dunkelheit abwarten, denn die Sandfliegen sind hier derart schlimm, dass man sich nicht freiwillig ausziehen würde. Sobald es dunkel wird, gehen die aber schlafen und wir ins warme Bad. Dachten wir. Wir machen Znacht und anschliessend noch einen Tee, wie fast jeden Abend. Die Milch fehlt noch, meint Urs. Barbara dreht sich um - und schon fliegt ein halber Liter siedend heisser Tee über Urs, der sich gerade bückt. Aaaauuuu!!!!! Der Schrei ist tief, der Schock auch und nach ein paar planlosen Augenblicken springt Urs in den eiskalten Fluss hinein, der Gott sei Dank gleich nebenan ist. Mit allen Kleidern hinein, dann Pulli ausziehen, Pulli wieder anziehen weil die Sandfliegen in Horden angreifen, mit fünf Körperstellen ins Wasser und gleichzeitig den Rest des Körpers vor einer Unterkühlung schützen. Ganz schön schwierig. Die Wunden brennen und Urs hat Angst vor einem Kreislaufkollaps wenn er aus dem kühlenden Wasser soll. Sicher eine Stunde sitzen wir im Fluss, bis wir es wagen los zu fahren. Mit unserem Erste Hilfe Buch versuchen wir die Tragweite einzuschätzen. Urs braucht wohl nicht grad die Rega, aber doch möglichst schnell einen Arzt. Es ist mittlerweile dunkel und wir sind irgendwo an der am wenigsten besiedelten Küste Neuseelands, die nächste Stadt ist fast 2 Stunden entfernt. Mit kalten Umschlägen und im Schlafsack eingepackt, fahren wir los. Es bilden sich nun grosse Blasen mit gelber Flüssigkeit unter der Haut. Ausgerechnet jetzt geht aber das Benzin zu Ende, und in den kleinen Dörfer unterwegs hat keine Tankstelle mehr offen. Wir fahren etwa eine Stunde bis zu einem grösseren Dorf, wo wir auch kein Benzin mehr erhalten. Vielleicht würde es reichen, vielleicht bleiben wir dann aber im Wald stehen. Wir fahren durch das Dorf und erblicken ein Haus mit Licht. Es ist das lokale Kino und der Besitzer ist noch am Putzen. Er macht sofort auf, weiss auch nicht wo es um diese Zeit noch Benzin gibt und ruft kurzerhand die Ambulanz, welche nur wenige Minuten später eintrifft. Der örtliche Notarzt schickt uns dann auch wirklich in die nächste Stadt ins Spital. Wir lassen das Büsli stehen und fahren eine weitere Stunde mit der Ambulanz, wo Urs mit Kühlgel und Schmerzmedis versorgt und untersucht wird.






















Um halb 2 werden wir entlassen und kommen im Hostel nebenan noch unter. Am nächsten Morgen dann zurück ins Spital, wo wir Entwarnung erhalten. Ausser zwei kleinen Stellen sind alles Oberflächenverbrennungen, die zwar wüst sind, aber gut verheilen sollten. Blasen absaugen, Pflaster drauf und tschüss. Uff zum zweiten, aber diesmal etwas tiefer. Wir sind sehr dankbar, dass dies so glimpflich verlaufen ist. Mittlerweilen (3 Wochen später) haben sich die Pflaster gelöst, weil neue Haut nachgewachsen ist. Eine helle Babyhaut hat sich gebildet, die jeden Tag stärker wird und gesünder aussieht. Das einzige Nachspiel ist im Moment noch, dass Urs lange Pullover und Barbara den schweren Rucksack tragen muss.

Trotz allem geniessen wir die Sonnenstrahlen an der schönen Küste.



Southlands

Der unterste Teil der Südinsel besteht aus Fjorden, Flüssen, Tälern, Landzungen, Meeresarmen – kurz, sehr viel schwer erreichbares Gebiet. Durch die ausgesetzte Lage an der Südwestküste des einzigen Landstrichs weit und breit ist es hier extrem regenreich. Es nieselt fast ständig. Die Vegetation erinnert uns an Südwestkanada: Kalter Regenwald, feuchtes Untergehölz, alles ist über und über mit Moos bedeckt, dichtes Farngewächs. Wir campen mehrmals auf wunderschönen Waldplätzen und sind immer wieder froh um unsere super Stube, wo wir vor dem steten Nieselregen und den Schwärmen von stechenden Sandfliegen geschützt sind.





 








Grundsätzlich kommt man hier nur zu Fuss oder per Boot umher. Eine Strasse führt aber zu einem grossen Fjord, dem Milford Sound (Die Neuseeländer sind unheimlich stolz über das eine kleine Tunnel, das sie für diese Strasse gebaut haben…). Der Milford Sound wird auch von Kreuzschiffen vom Meer her angefahren und da es der einzige Ort ist, wo man mit dem Auto hinkommt, ist es hoffnungslos überschwemmt mit Touristen und Touranbietern. Ständig fliegen die Helikopter über die Bucht und ein Boot nach dem andern verlässt den Hafen. Der grösste „Sound“ ist also menschengemacht. Das Panorama ist aber auch wirklich umwerfend und wir erhalten einen kleinen Einblick wie es über hunderte Kilometer aussehen würde.























Die nächste Station auf der Neuseelandrundreise ist Queenstown, die weltweite Adrenalin-Hauptstadt und Gründungsort des kommerziellen Bungee Jumping. Auf alle erdenkliche Weise kommt man hier zum Adrenalinflash. Bungee vorwärts, rückwärts, zu zweit, Jetboating, Rafting, Seilschaukel über hohen Schluchten etc. etc. Billig ist der Spass nirgends und wie schon beim Milford Sound werden wir das Gefühl nicht los, dass der so stark beworbene Naturschutz doch ziemlich auf der Strecke bleibt. Wir lassen es deshalb beim Zuschauen bleiben und ziehen dann weiter in die Hügel.
















 























Der allergrösste Teil Neuseelands ist Landwirtschaft. Während hunderten von Kilometern fahren wir durch Weideland, über grüne Hügel, vorbei an vielen Kühen und noch mehr Schafen.









 














Ein kleines Abenteuer wartet auf dem Weg zur Westküste auf uns: eine wenig bekannt Höhle, welche ohne spezielle Ausrüstung begangen werden kann. Der Eingang liegt gleich neben der Strasse, eine kleine Öffnung im Fels. Einmal drin führt der markierte Weg durch Felsspalten, Wasserlöcher, unter tiefen Decken hindurch und an grossen Stalaktiten vorbei. Etwa eine Stunde klettern und kriechen wir, bis wir beim hinteren Eingang wieder hinauskommen, nur 300 Meter die Strasse weiter vom Eingang entfernt.


Mittwoch, 22. Februar 2012

Ostkueste


Zurück an die Küste! Mit den Moreaki Boulders entdecken wir wieder einmal mehr eine geologische Kuriosität. Die Steinkugeln liegen am Strand verteilt und trotzen den Gezeiten bis sie auseinander brechen. 



 




















Weiter südlich muss man als Tourist bei der Stranderkundung Vorsicht walten lassen. Die Einheimischen liegen faul, zum Teil gut getarnt, zwischen den Felsspalten und lassen einem mit einem Fauch wissen, dass sie hier Chef sind!




























Der Nugget Point ist der östlichste Punkt der Südinsel. Wild und einsam. Die Seefahrer sollten ihn aber kennen. Viele Wracks liegen vor der Küste.