Sonntag, 25. März 2012

Back to the Indian Ocean!

Der Norden der Nordinsel

Unsere Neuseelandzeit neigt sich langsam dem Ende zu. Als letztes wollen wir noch in den „hohen Norden“ fahren. Eine schmale Landzunge erstreckt sich 400km von Auckland aus. Die letzten 100km sind nur noch ein paar Kilometer breit. Rechts und links endlose Küste und Sandstrände. Die Fahrt geht zuerst wieder durch weitläufige Kauriwälder. Einen grosser Meeresarm überqueren wir mit einer kleinen Autofähre. Die kurvenreiche Strasse wird gerade und einsam als wir die Dünenlandschaft des letzten Zipfels erreichen.  Nach einer langen Fahrt kommen wir schliesslich beim Cape Reinga an. 





  

















Hier treffen der Pazifik und die Tasman Sea aufeinander. Bei stürmischem Wetter ergibt das bis 10 Meter hohe Wellen. Die unterschiedlichen Strömungen sind gut sichtbar. Es scheint, als seien die Wellen etwas verwirrt, in welche Richtung sie nun brechen sollen. Ein Meeresdurcheinander.


























Auf dem Weg zurück nach Auckland besuchen wir nochmal eine Tropfsteingrotte. Schon kurz hinter dem Eingang ist es stockdunkel und wir tasten uns mit der Stirnlampe vorwärts. Je weiter wir kommen umso spektakulärer wird dann die „Höhlenbeleuchtung“: tausende Glühwürmchen hangen an der Decke! Nach jeder Kurve kommen immer noch mehr von diesen winzigen Leuchtpunkten zum Vorschein, bis es wirklich aussieht wie ein krasser Sternenhimmel. 






























Von wegen wir sind nicht Kultur interessiert! In Kawakawa besuchen wir die wohl speziellste Kunstausstellung Neuseelands: Die öffentliche Toilettenanlage kreiert vom österreichischen Künstler Friedrich Hundertwasser, der hier die letzten 27 Jahre seines Lebens gewohnt hat. So gediegen sind wir noch nie gesessen!






























Nun heisst es aber definitiv aufräumen, packen und Abschied nehmen. Wir fahren zurück nach Auckland. Die Stadt ist mit den vielen Buchten  und Meereseinschnitten mindestens ebenso cool gelegen wie Sydney. Von einem Hügel aus geniessen wir noch eine Rundumaussicht bevor wir unser Büsli abgeben müssen.






















































Etwas traurig sind wir schon, wir haben uns richtig heimisch gefühlt in unserer fahrbaren Wohnung und das Büsli unglaublich genossen. Bei dem wechselhaften, zuweil kalten Wetter und häufig starkem Wind ist das Campen so richtig luxuriös. Wegen neuer Gesetze ist das einstige Wild-Camping Paradies Neuseeland allerdings zum schwierigsten Campingland geworden, das wir bisher bereist haben. Wer über keine eingebaute Bordtoilette verfügt, hat ausserhalb normaler Campingplätzen grosse Mühe ein Plätzchen zu finden und riskiert, von Rangern oder Polizei weggejagt oder gebüsst zu werden. Einmal werden wir nachts um halb zwölf von einem Polizisten weggewiesen mit der Begründung, die öffentliche Toilette nebenan sei nur für den Tagesgebrauch bestimmt… Der (absolut berechtigte) Kampf gegen die rücksichtslosen Touristen, die alle Sehenswürdigkeiten verscheissen, nimmt dabei etwas groteske Formen an. Während Land auf Land ab, Millionen von Schafen und Kühen das Land düngen, werden Wanderer angehalten, ihren Abfall in extra konstruierten Poo Pots wieder in die Stadt mitzunehmen. 














Trotz solcher Erschwernisse ist das Land geschaffen zum Reisen und wir blicken auf sechs Wochen intensiver Naturerlebnisse und interessanten Begegnungen mit einem wild gebliebenen Land und seinen Bewohnern zurück. In Neuseeland sind die Attraktionen nicht immer schön am Strassenrand aufgereiht. Man muss eintauchen und das Land auf sich wirken lassen. Immer wieder wurden wir dabei von Unerwartetem überrascht, was das Reisen umso spannender und schöner macht.


Von den Vulkanen zum Ostkap

Das Eastcape auf der Nordinsel ist eine weitere abgelegene Gegend, insbesondere sobald man die Hauptstrassen verlässt. Durch den Te Urewera Nationalpark führt eine kurvenreiche Gravelroad. Wir erklimmen Hügel, tauchen wieder in Täler ein, durch dichten Wald und vorbei an Flüssen und verzweigten Seen, die es schon fast mit dem Vierwaldstättersee aufnehmen können.


























Schliesslich erreichen wir wieder die Küste und fahren auf die Mahia Peninsula. Die Halbinsel ragt weit ins offene Meer hinaus. Auf beiden Seiten hat es grosse Buchten, wo häufig Delphine gesichtet werden. Als wir ankommen ist das Wetter extrem stürmisch. Wind und Wellen peitschen ungehindert an die ausgesetzte Küste und den Delphinen ist es wahrscheinlich auch zu wild. Auf jeden Fall lassen sie sich nicht blicken und wir ziehen weiter an den östlichsten Punkt des neuseeländischen Festlandes (sagt man dem so bei einer Insel??) zum Leuchtturm am Eastcape.






















Alle möglichen Orte weltweit rühmen sich damit, dass bei ihnen das grösste, höchste, tiefste, südlichste, älteste etc. von weiss nicht was alles sei. Mehrmals sind wir auch schon demselben „längsten der Welt“ mehrmals begegnet. Hier sind wir nun an einem der östlichsten Punkte der Welt angelangt. Geographisch etwas fragwürdig, denn Buenos Aires und New York sind doch östlich von hier, oder? Und Gisborne, die „Stadt, in der die Sonne am ersten aufgeht“, musste ihren Titel am letzten Sylvester auch aufgeben, da Samoa schnell über die Datumsgrenze gehüpft ist. Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob England wirklich noch Mittelpunkt der Welt ist… Wie dem auch sei, lang lebe Captain Cook und Queen Elizabeth und wir haben nun definitiv den entferntesten Punkt unserer Reise erreicht und machen uns auf den Heimweg.


























Unterwegs statten wir der Coromandel Halbinsel einen Besuch ab. Die Region ist zu recht bei reichen Neuseeländern als Feriendomizil beliebt. Wieder einmal sind wir überrascht, welch schöne Buchten wir in Neuseeland antreffen. Ein solches Farbspiel würde man eher in der tropischen Zone erwarten.






































Die Cathedral Cove sieht man bei jedem Postkartenständer. Ein Felstunnel führt von einem weissen Sandstrand zum nächsten. Bei Flut umspülen die Wellen die weissen Sandsteinfelsen.


























Auch die Unterwasserwelt lässt sie sehen. Die Farben sind nicht ganz so krass wie in den Tropen , aber es schwimmt einiges umher. Den Schnorchelstrand teilen wir uns mit drei Schulklassen, die hier Schnorchelunterricht haben. Ein paar Kilometer weiter treffen wir noch auf ein anderes Massenphänomen: der Hot Water Beach. Tatsächlich hat es hier heisses Grundwasser. Bei Ebbe kann man einen Pool graben und sich einen Spa bauen. Sobald sich das Wasser zurückzieht, treffen die Touristen ein. Der kleine Glaceladen vermietet Schaufeln (und verdient damit wahrscheinlich ein kleines Vermögen). Der Trick an der Sache ist, dass es zwei Ströme hat, die je ein paar Meter breit sind. Daneben kann man so tief graben wie man will, der Pool wird nicht warm. Wenn man es aber zu gut trifft, verbrennt man sich nach zwei Spatenstichen die Füsse…



























In mehreren Wälder sehen wir die riesigen Kauribäume, die bis 2‘000 Jahre alt sind. Der Riese auf dem Foto ist 51m hoch und hat einen Umfang von 13,8m. Da wird man ganz klein.

Wo ist Barbara?





































Samstag, 17. März 2012

1st Place National Bouldering Series New Zealand

In Outdoorgeschäften und Kletterhallen sahen wir immer wieder die Plakate der Nationalen Boulderwettkampf Serie von Neuseeland. Mittels vier Wettkämpfen wird der Neuseeländische Meister bestimmt. Wir lesen, dass ausländische Gäste willkommen sind. Ein Austragungsort passt auch zu unserer Route – wir steuern diesen an.

Aber bereits während wir den Ort auf der Karte ausfindig machen werden wir stutzig. Ein Wettkampf so mitten in der Pampa? Nach Recherche sehen wir, dass dort auch ein Bouldergebiet am natürlichen Fels liegt. Aha, denken wir, da hat es wohl eine grosse Szene in der Nähe, darum der spezielle Austragungsort. Als wir ankommen, finden wir idyllisch zwischen Kuhweiden und Bächlein ein Bouldergebiet, wo sich rund 100 Boulderer eingefunden haben. Mit grossen Augen stellen wir fest, dass in Neuseeland der Meister am richtigen Fels und nicht wie in der übrigen Welt an Kunstgriffen erkoren wird…!!!

Über hundert Boulderprobleme an Felsblöcken sind markiert und nummeriert! Das Teilnehmerfeld zieht mit Matten bewaffnet pünktlich zum Startschuss los. Man hat nun fünf Stunden Zeit Punkte zu sammeln. Die acht schwierigsten Probleme die man begangen hat, werden gewertet. Mit Karte ausgerüstet rennen wir los. Bis wir uns aber zurecht gefunden haben und einigermassen warm sind vergeht fast eine Stunde… Dann versuche ich ein mittelschweres Problem zu lösen, gebe aber nach einer weiteren Stunde erfolglos auf. Am Tag zuvor hat es geregnet und jetzt zieht die Sonne auf. Es herrscht eine Schwüle sondergleichen…

Als nächstes greife ich ein schweres Problem an. Die Einzelzüge klappen relativ rasch, aber das Ding von A bis Z zu klettern gestaltet sich als schwierig. Die Haut wird in der Schwüle dünner und dünner. Nach unzähligen Versuchen gebe ich mir noch einen Letzten – es klappt! Uff, das gibt Punkte. Aber es sind zwei weitere Stunden vergangen, nur noch eine Stunde übrig und erst ein einziger Boulder auf dem Zähler!! Wir rechnen kurz aus, wie viele Minuten Pause und wie viele Minuten Kletterzeit noch bleiben und rennen von Block zu Block. Die Strategie: Mittelschwere Boulder. Einer nach dem anderen wird geknackt. Schliesslich eine Minute vor der Schlusssirene muss sich auch Boulder Nummer Acht beugen.

Mit brennender Haut und Unterarmen finden sich alle zum gemeinsamen Barbecue mit Rangverkündigung ein. Und siehe da, first place geht an Switzerland. Etwas verlegen nehme ich den Preis entgegen. Ist ja auch etwas frech als Ausländer hier die Preise zu sammeln. Aber es kommt noch besser. Barbara zieht bei der Verlosung von Preisen ebenfalls noch ein gutes Los und wir ziehen reich geschmückt von dannen. Ein gelungener Event, voll Plausch und familiär. Aber für mich als langjähriger Wettkämpfer ist es doch etwas speziell, in so einem Umfeld eine nationale Serie auszutragen. Um die Gesamtmeisterschaft zu gewinnen sind zwei Resultate nötig – das lassen wir aber dann sein!!

Vulkanland

Unter Neuseeland brodelt es! Das ganze Land liegt in einer aktiven Vulkanzone und so erstaunt es eigentlich nicht, dass wir immer wieder auf Krater, heisse Quellen und dampfende Geysiere stossen. In Neuseeland ist aber alles auch ein bisschen abenteuerlicher. Dank unserem super Reiseführer NZ frenzy, mit Insidertipps am Laufmeter, lernen wir die alltagspraktischen Seiten des Vulkangebiets kennen. Das sieht in etwa so aus:
























































Mmh! Dieser Lunch ist definitiv gelungen. Und nach dem Essen relaxen wir in dem extrem intelligent konstruierten Pool der lokalen Maori. Der kleine Geysier im Bildhintergrund (wo vorher unsere Eier kochten) bricht ca. alle 5 Minuten aus. Das heisse Wasser fliesst durch die Rinne in den Pool und kann mit dem kalten Flusswasser von nebenan zur gewünschten Temperatur gemischt werden. Später tauchen dann noch ein paar Maori Jungs auf und kochen eine Forelle auf einem anderen Dampfgeysir – Steamer auf neuseeländische Art!















Wai-O-Tapu kann gerechtfertigterweise als kleiner Yellowstone bezeichnet werden. Farbige Pools, blubbernde Schlammlöcher, schwefelnde und stinkende Erdöffnungen, weisse Kalkterrassen – wir geniessen einen Tag im Vulkanpark.



























Ein grosser Nachteil zum Yellowstone besteht allerdings. Es gibt hier keinen Geysier, der sich für seinen regelmässigen Ausbruch nach den Zeitvorgaben des Visitor Centers richtet. :-) Aber die Kiwis wissen sich zu helfen. Das kann man doch bauen! Jeden Morgen um 10.15 betritt der Ranger die Arena und schüttet ein (wenigstens biologisch abbaubares) Seifenpulver in den Lady Knox Geysier, welcher dann während drei viertel Stunden spritzt. Keine Ahnung welche chemische Reaktion diese Soap Opera auslöst, aber wir haben in der halben Stunde alle unsere Fotos vom Rest des Parks machen können (weil alle Touristen beim Geysier waren) und haben dann halt nur noch die letzten Spritzer des Seifengeysiers gesehen.


Auf der Nordinsel ist es bedeutend wärmer als auf der Südinsel. Trotzdem sind die heissen Quellen der absolute Hit. Den Tag vor dem Zmorge unter einem 40 grädigen Wasserfall zu beginnen ist einfach super.


Forgotten World Highway zur Republik Whanamomona

Wer kennt schon diese Republik! Wir fahren los und der Highway führt Kurve um Kurve in die vergessene Welt. Es ist kurz vor dem Eindunkeln und die Nebelschwaden über dem Land tun das ihre zum Thema. Nach vielen Kilometern erreichen wir schliesslich die Grenze. In der Dorfbeiz sollten wir noch unser Pass zeigen. Wir mustern die Bewohner dieser Republik und gönnen uns ein Nachtessen in der urchigen Beiz. Die Einheimischen sind rau und gezeichnet von ihrer Umgebung, aber sehr herzlich. 
































Aber wie kam Neuseeland überhaupt zu einer Republik?

Whanamomona is New Zealand's only republic, declared so after disagreement with government authorities. The story goes, that in 1989 the local council sought to adjust the town's boundaries, shifting its jurisdiction from Taranaki council to Manawatu-Whanganui. The citizens - indipendent, flinty folk - were not prepared to take this lying down. For starters it meant they'd have to play for a rival rugby team. And so it was that they dumped both councils and became a republic, complete with democratically elected presidents who have included Billy Gumboot, the goat (elected after eating all the opposition's votes) and Tai Poutu the poodle (who stepped down after an assasination attempt). The current overlord is Murt 'Murtle the Turtle' Kennard (who is actually a human).
The town celebrates Republic Day in January every two years, with a military themed extravaganza. Visitors (many railed in from Auckland - passports required) can throw a gumboot, crack a whip, bet on the sheep races, skin a possum and engage in all manner of forgotten world activities. (Lonely Planet, New Zealand, 2011)