Für unsere Fahrt in den Norden haben wir uns das heisseste
Wochenende des Sommers ausgesucht. Anstatt endlich bei über 30 Grad irgendwo am
Wasser auf der faulen Haut zu liegen, schwitzen wir uns halt ohne Klimaanlage
die schwedischen Autobahnen hoch. Als wir nach zwei langen Fahrtagen endlich in
Stockholm ankommen, gibt es dafür ein grosses Hallo. Barbaras Eltern kommen mit
ihrem frisch erstandenen Camperchen vom hohen Norden her und Barbaras Bruder
Stefan ist extra für ein verlängertes Wochenende hochgeflogen. Wir richten uns
in einer kleinen Cabin auf einem stadtnahen Campingplatz ein und erkunden von
hier aus Stockholm und Umgebung.
Da der Wetterbericht für den ersten Tag noch am besten ist,
starten wir gleich mit einer ganztägigen Schifffahrt durch die Schären um
Stockholm – hunderte kleinere und grössere flache Felsinseln, die zum Teil
bewohnt, zum Teil den Meeresvögel überlassen sind. Nach anfänglicher Bewölkung
strahlt dann wirklich die Sonne und wir geniessen einen sonnigen Tag auf dem Meer.
Die nächsten zwei Tage widmen wir Stockholm selbst. Wir
machen eine Führung durch das Stadthuset, das Stockholmer Rathaus mit
Festsäälen, wo alljährlich das Bankett nach der Verleihung der Nobelpreise
stattfindet. Unsere Führerin erklärt uns, dass heutzutage mehr als die Hälfte
der Ratssitze von Frauen besetzt sind, nicht wie bei der Eröffnung des
Stadthuset Anfang 20. Jahrhundert als erst wenige Frauen politisch tätig waren.
Überhaupt seien die Schweden sehr auf Gleichheit bedacht, was sich zum Beispiel
darin zeigt, dass in dem überfüllten Festsaal beim Nobelpreisbankett normale
Gäste 50cm Platz am Festtisch und VIP Gäste (Royal Family und
Nobelpreisgewinner) nur wenig mehr, nämlich 60cm Platz erhalten.
Der Königspalast selbst wirkt nicht so pompös wie andere
Königshäuser, dafür findet gerade die Wachablösung statt.
Im Freilichtmuseum Skansen sehen wir die Tiere des Nordens,
Elche und Rentiere, denen man in der Wildnis nur mit etwas Glück begegnet.
Zudem beobachten wir eine Luchsenfamilie, auch ein sehr seltenes Bild. Auf dem
grossen Areal sind auch typisch schwedische Häuser ausgestellt.
Die Zeit vergeht schnell und Stefan verabschiedet sich
Richtung Flughafen. Wir haben mittlerweile entschieden, dass Stockholm der
nördlichste Punkt unserer Europatour sein wird. Von der ursprünglich geplanten
grossen Rundreise durch Skandinavien haben wir uns wegen der langen Distanzen
und dem hohen Preisniveau verabschieden müssen. So ziehen wir mit Barbaras
Eltern wieder südwärts.
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