Sonntag, 31. Oktober 2010

Ferrocarril Central Andino

Der Zugtrip durch die Anden war ein grandioser Einstieg in die Bergwelt von Peru. In sehr gemächlichem Tempo erklomm die Lokomotive durch unzählige Tunnels und wacklige Brücken Meter um Meter. Um ohne langgezogene Kurven Höhe zu gewinnen, wurden in die Strecke Zickzacks eingebaut. Dies bedeutete jedes Mal anhalten, Weichen von Hand umstellen, in die andere Richtung weiterfahren. Der letzte Wagen war ein Speisewagen mit offener Plattform. Ohne Scheiben konnten wir richtig in die Landschaft eintauchen. Den peruanischen Reisenden schien die Höhe nichts auszumachen, ausgelassen feierten und tanzten sie im Zug. Uns ging so ab 4500m schon etwas die Luft aus. Auf der anderen Seite des Passes fuhren wir durch das peruanische Hochland - grüne Ebenen mit Bergseen und Lamas. Nach gut 12 Stunden erreichten wir auf gut 3000m Huancayo. Wir erwarteten ein Bergkaff und landeten in einer Stadt mit über 400'000 Einwohnern. Ja in Peru sind die Berge ein bisschen anders...Nach drei Akklimatisationsnächten hoffen wir, dass wir genügend fit sind um morgen weiter durch das peruanische Hochland zu reisen.

kurz vor der Passhöhe
so hoch waren wir noch nie!

Andenhochland

Freitag, 29. Oktober 2010

Bienvenidos al Perú

Seit 3 Tagen weilen wir in Lima und sammeln die ersten Eindrücke von Südamerika und üben uns im Feilschen... Morgen verlassen wir die Hauptstadt und fahren mit dem Zug innerhalb von wenigen Stunden von 0 Meter bis auf 4781 Meter über Meer!!! Ich hoffe die Lokomotive schafft dies!! Ich hoffe natürlich , dass dies unsere Körper auch schaffen... Danach erkunden wir das Andenhochland. Updates folgen!

Video El Calvario del Sicario



Details sind halt mit Standstativ nicht so gut erkennbar...
Hier noch A la puta rua 8b+ in Margalef


El calvario del sicario 8c - Das Tagebuch einer Route

Das Ganze begann Mitte der Neunziger Jahre, als in der Zeitschrift rotpunkt der damalige "Kletterstar" Glowacz doppelseitig ein einer ultrasteilen Route abgebildet wurde. Wow - das sieht ja hammer aus. 1998 auf einem Spanienbesuch standen wir zum ersten mal in Cuenca natura vor dieser Route. Die Linie war live genau so perfekt wie auf den Fotos. Ich versuchte auch mal von Hacken zu Hacken empor zu kommen. Diverse Einzelstellen waren einige Dimensionen zu schwer. Es war ja schliesslich auch ein paar Grade über dem damaligen Niveau.
Gut 10 Jahre später stehe ich wieder unter der Route. Inzwischen gab es auch ein Video (leider ohne den Schlüsselzug...), was im Auflösen der einzelnen Kletterstellen extrem hilfreich war. Ich verbrachte 3 Tage in der Route. Die Schlüsselstelle konnte ich aber nie von unten durchklettern und musste erfolglos weiterziehen. 
Unser Monat in Spanien kam wie gelegen um es nochmals zu versuchen. Zu Beginn des Monats nochmals einen Tag in der Route. Nach 1 Stunde am Testen der Schlüsselstelle eine neue Bewegungssequenz - es klappte auf Anhieb. Die Fitness reichte aber noch nicht aus, darum planten wir Ende des Aufenthalts nochmals Tage in Cuenca ein.
Nach Margalef fühlte ich mich fit und wir kamen 4 Tage vor Abflug wieder dort an. Der erste Tag um nochmals die Züge auszuchecken - intensiv, aber es könnte funktionieren. Ingesamt erreicht man nach 50 Kletterzügen einen besseren Griff, danach folgen noch 10 einfachere Züge. Aber die ersten 50 Züge sind mit 8 Einfingerlöchern und 12 Zweifingerlöchern nicht gerade zimperlich. Tag 3 vor Abreise war somit ein nötiger Ruhetag. 
Tag 2 vor Abreise: Überraschend war erst bei Zug 47 Schluss. Damit hatte ich nicht gerechnet. Linker Mittelfinger aber aufgerissen - für heute fertig.
Tag 1vor Abreise: Mitte Route reisst der rechte Mittelfinger auf. Trotzdem weitermachen - obwohl es bei jedem Griff rote Spuren hinerlässt... Leider lande ich wieder bei ekligem Zug 47 im Seil! Ich brauche etwa 20 Minuten um mit den offenen Fingern die 3 Meter bis zum letzen eingehängten Karabiner zu kommen... Aber ich muss mir diesen Zug 47 nochmals ansehen. Logischerweise für heute Schluss - Finger salben! Oder Übung jetzt schon abbrechen?
14 Stunden vor Abflug: Einen Versuch gibt es trotzdem noch, letzte Chance für längere Zeit! Die Finger sind eingetapt und halten beim Aufwärmen relativ gut. Einsteigen. Ruhepunkt 1 i.O. Schlüsselstelle hart aber klappt. Erreichen von Ruhepunkt 2. Ein Finger blutet wieder. Schmerz ausschalten. Zug 45 ist knapp - nochmals durchatmen. Schon etwas Resignation? Ansetzen für Zug 47! Wider Erwarten bleiben die 2 Finger im Loch kleben. Jetzt nur nichts anbrennen lassen... Der Zug an den rettenden Griff ist aber nochmals äusserst knapp - aber es hält!!! Kurz erholen und zum Top - geschafft!! Ein Mix aus Freude, Dankbarkeit, Stolz und Zufriedenheit lässt die Finger vergessen.
Kurze Fotosession. Zusammenpacken. Dann Rucksäcke packen. Kurz Spagetti aufwärmen. Nach Madrid fahren. 2 Stunden am Flughafen schlafen. Abflug um 06.00 Uhr...
PS: An dieser Stelle ein Dank an meine bessere Hälfte, dass sie solche Sachen mitmacht. Die Spinnen doch diese Kletterer...

Endlich Griff 50 erreicht!!!


Klettern, klettern, klettern

Beinahe zwei Wochen weilten wir in Margalef, ein abgelegenes, herziges Dorf im grossen Nationalpark Montsant, inmitten von Oliven- und Mandelbäumen, Reben und Kalksteinfelsen. Ausserhalb von Spanien ist diese tolle Landschaft wenig bekannt, zu unrecht! Extrem verzweigte Canyons machen das ganze fast zu einem Labyrinth, das ganze auch wenig besiedelt. Mit Spanisch lernen taten wir uns etwas schwer, dafür widmeten wir uns umso mehr den Felsen;-) Ganze 10 Klettertage im Montsantgebiet war für mich, Urs, natürlich traumhaft. Mit 8 gepunkteten Routen von 8a bis 8b+ war ich ganz zufrieden und konnte mich nun motiviert meinem grossen Projekt widmen...

Unsere Wohnung in Margalef;-)

























A la Puta Rue 8b+

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Viva España

In Europa ist es Herbst geworden. In den ersten paar Nächten in Spanien sank die Temperatur unter den Gefrierpunkt - ohne Zelt im Wald doch etwas kalt... Dank an die Gänse für die Daunenspende! Dafür können wir uns in Spanien wieder freier bewegen; nachts so lange unterwegs sein wie wir wollen, überall biwakieren, ohne Angst vor Bilharziose in Süssgewässern baden etc.  Wir geniessen die Annehmlichkeiten von Europa.











In der zweiten Woche erhielten wir Besuch von Barbaras Eltern und Schwester Mirjam in Barcelona. Zu fünft erkundeten wir mit tausenden weiteren Touristen die Grossstadt am Meer, bewunderten alte und moderne Bauten, schlenderten durch enge Gassen und genossen die kulinarischen Leckereien. Es war schön euch hier zu haben!

Posieren vor dem Olympiastadion

Nach Barcelona fuhren wir gemeinsam nach Montserrat. Das berühmte Kloster überliessen wir den Horden Touristen und bestiegen mit 6 Seillängen den 180m hohen Gorra Frigia. Oben genossen wir noch den Sonnenuntergang, das Abseilen in der Dunkelheit gestaltete sich dafür etwas schwieriger....

Gipfelfreude


Danach fuhren wir in das Montsant-Gebiet wo wir uns seither aufhalten. Geben uns alle Mühe spanische Vokabeln zu lernen, aber es harzt noch etwas!! 
Hasta luego.