Sonntag, 13. März 2011

Antarktis

Eine Reise in die Antarktis! Über Monate hinweg haben wir davon geträumt, uns gefragt, obs wohl möglich wird, alles wieder verworfen, von neuem geträumt… Freunde von uns, welche die Antarktis selber auch besuchten, haben uns noch kurz vor unserer Ankunft in Ushuaia sehr ermutigt, dies doch in Angriff zu nehmen. Mit diesem (erneuten) Zuspruch stürzten wir uns ins Gewirr der ushuaianischen Reisebüros. Da vor kurzem ein Schiff auf Grund lief und für die restliche Saison ausfiel, waren die Last Minute Tickets dünn gesät und wir mussten uns rasch entscheiden. Wir gaben uns einen Ruck und zückten unsere Kreditkarten.

Und nun sind wir auf also auf Deck der MS Expedition und warten auf die stürmische Überfahrt der Drakespassage. Die Abfahrt verzögerte sich schon mal um einige Stunden, da in Buenos Aires gestreikt wird und viele Passagiere ohne ihr Gepäck in Ushuaia ankamen. Schlussendlich geht es aber los. Die Drakespassage gilt als die stürmischste Seestrasse der Welt, da kein Kontinent die Winde rings um die Antarktis stoppt. Wir schlucken unsere Antiseekrankheitmedis und gehen zu Bett. Um drei Uhr fängt es an zu schaukeln und hört für die nächsten zwei Tage nicht mehr auf. Der Speisesaal lichtet sich etwas, wir überstehen die Überfahrt erstaunlicherweise gut und können sogar zwischendurch auf dem offenen Deck die riesigen Albatrosse und weitere Seevögel bestaunen. Diese haben eine Flügelspanne von mehr als drei Meter, segeln ohne einen einzigen Flügelschlag im Wind und können dabei sogar ruhen.





























Während der Überfahrt halten mitreisende Geologen, Walforscher (Free Willy Director), Historiker und Ornithologen Lesungen und geben uns Einblick in ihre Fachgebiete und in die uns erwartende Natur und Tierwelt. Am dritten Tag erblicken wir die ersten Eisberge im Meer und schon bald ist Land in Sicht. Wir haben die ersten Inseln vor dem antarktischen Kontinent erreicht. Die Antarktis ist grösser als Australien, besitzt 90% der weltweiten Eismasse und speichert dabei 70% des weltweiten Frischwassers. Die Eismasse ist bis 4‘500 Meter hoch. Im Winter verdoppelt sich die Grösse des Kontinents, da das Meer ringsherum zu Eis wird. Die riesigen Eisberge, die bis 60 Meter zum Meer hinausragen und majestätisch am Schiff vorbeiziehen, beeindrucken uns immer wieder. 





































Unser Schiff ist eines der ersten in dieser Saison, das bis zum südlichen Polarkreis vordringt. Vorher hat es zuviel Eis, als dass man soweit südlich fahren könnte. Mit einem Glas Champagner stösst die Crew mit uns auf dieses selbst für sie nicht alltägliche Ereignis an.

Nun sind wir ready für den ersten Cruise mit dem Zodiakboot, ein etwas robusteres, motorisiertes Schlauchboot. So können wir die Eisblöcke in ihren skurrilen Formen und Farben aus nächster Nähe bestaunen. Von weiss über türkis, tiefblau bis schwarz reicht das Spektrum je nach Alter und Beschaffenheit des Eises. 































Auf den Eisschollen treffen wir auf die ersten Seerobben, die eine Siesta abhalten. Ihnen scheint die Kälte nichts auszumachen. Mit ihrem wasserdichten warmen Fell sind sie wie alle anderen Tiere hier gut ausgerüstet. Sie schauen kurz um, wer da kommt und schlummen weiter.





























Die nächsten Tage sind ausgefüllt mit Landgängen und weiteren Rundfahrten. Wir besuchen grosse Pinguinkolonien. Die jungen Pingus stehen kurz vor dem „Erwachsenwerden“ und sind entsprechend unternehmungslustig. Unter grossem Lärm rennen sie einander hinterher und fordern lauthals ihr Essen, das noch die Eltern aus dem Meer holen, solange die Kleinen noch flauschig (und deshalb noch nicht wasserdicht) sind. Die Pinguine kennen überhaupt keine Scheu gegenüber Menschen und kommen interessiert auf uns zu, um zu erkunden wer sie denn da besucht. Leider sehen wir auch noch einige Junge, die kleiner sind, als sie um diese Zeit sein sollten und wahrscheinlich ihren ersten Winter nicht überstehen werden. Neben den Pinguinenkolonien besuchen wir auch zwei Forschungsstationen.















































Wir treffen immer wieder auf Seehunde und Seelöwen, die einen etwas etwas schnusiger, die andern eher aggressiv. Wie die Pinguine wirken sie an Land tollpatschig, im Wasser drehen sie jedoch flinke Pirouetten.





























„May I have your attention please. There are whales spotted at the bordside of the ship” So oder ähnlich tönt es zwischendurch aus dem Lautsprecher. Wir sind schon auf Deck und erleben eines der Highlights der Reise: Etwa 12 Orkas ziehen an dem Schiff vorbei.
























Durch die ausgefüllten Tage und die vielen wunderschönen Erlebnisse in der Natur, kommen wir fast nicht dazu, das Schiff richtig auszukosten. Dennoch geniessen wir mittags und abends einen Viergänger und sinken nach einem Saunagang ermüdet und gefüllt mit Eindrücken in die weichen Kabinenmatratzen. Nach sieben Tagen in antarktischen Gewässern steuern wir wieder nordwärts. Diesmal sollte die Drakespassage einiges stürmischer werden – 12 Beaufort - Orkanstufe, das bedeutete 140km/h Windstärke, bis 15 Meter hohe Wellen und Schräglage des Schiffes bis 50 Grad. Man muss sich immer irgendwie festhalten, ein Gang zur Toilette wird zur Meisterleistung, ein Essen wird abgesagt, weil alles Geschirr herumfliegt und beim nächsten Essen müssen wir uns am Tisch festhalten. Zum Glück schaukeln unsere Mägen nur im Gleichtakt mit dem Schiff und nicht darüber hinaus. Selbst in der stürmischen See sehen wir aber zwischendurch Wale in den Wellen an unserer Kabinenluke vorbeischwimmen. Wir überstehen auch diese Fahrt gut und kommen müde, aber glücklich und erfüllt wieder in Ushuaia an.

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