Montag, 31. Oktober 2011

Maui

Nach knapp einer Woche fliegen wir eine halbe Stunde weiter auf die nächste Insel – Maui. Auch hier machen wir uns zuerst auf zum Vulkan, dem erloschenen Haleakala. Auf den vielen Kurven geht’s in kürzester Distanz von Meereshöhe auf 3‘000 Meter. Wir tauchen in eine Mondlandschaft ein. Man sieht fast ringsherum bis an die Küste. Allerdings verdecken dicke Wolken die Sicht aufs Meer. Wir sind über den Wolken und wähnen uns im Flugzeug (i nime no e Campari Soda…).




























Das Observatorium, das gemeinsam von Wissenschaft, Forschung und US Air Force betrieben wird, tut das seine hinzu, dass der Ort wie auf dem Mond wirkt, abgeschieden und mystisch, eine fantastische Stimmung. Als fast einziges Lebenszeichen wächst hier das Silberschwert, eine endemische Pflanze, welche weltweit nur auf dem Haleakala und dem höchsten Vulkan auf Big Island vorkommt.
































Der Sonnenaufgang am Kratergipfel lockt jeden Morgen Tausende von der Küste. Ab 3 Uhr bildet sich eine Blechlawine, die sich langsam die Kurven hochschiebt. (Die Amis kennen ja nur gerade Strassen…) Wir übernachten daher auf einem kleinen Campingplatz ein paar hundert Höhenmeter unter dem Gipfel und können so dem Stau fast entgehen. Wir klettern auf einen kleinen Hügel, wo wir die Aussicht auf den Krater zwar mit kichernden amerikanischen Teenies, aber nicht mit mehreren hundert Pauschaltouristen teilen. Geduldig warten wir auf die Sonne. Wer hätte gedacht, dass man auf Hawaii frieren kann?! Als der Horizont immer gelber wird, beginnt ein Mann zu singen, wohl eine alte hawaiianische Weise. Schliesslich erhebt sich die Sonne aus dem Meer und füllt den Tag – und den Krater – mit Licht und Leben.

















Nun haben wir aber genug gefroren und fahren an die regenreiche tropische Ostküste. Der Haleakala bestimmt hier das Klima. Der Ostabhang ist immerfeucht und immergrün, die Westküste dagegen kriegt nur noch wenig vom Regen ab und ist sonnig und trocken. Wir fahren durch Alleen von tropischen Pflanzen und Blumen und erfrischen uns unter Wasserfällen und in natürlichen Pools.





































Das Wetter hält ziemlich gut, bis wir fast unser Znacht fertig haben, dann beginnt es zu kübeln. Wir flüchten ins Zelt, das zu dritt bei Regen etwas knapp ist, aber es geht. Am Morgen regnet es immer noch, oder immer wieder. Wir bringen einen Kaffee zustande und packen dann alles nass ein und fahren in den sonnigen Westen. Es ist Simons Geburtstag und wir wollen den Tag am Strand verbringen. Ausnahmsweise regnet es aber an der Westküste auch, und wir verziehen uns zuerst auf Shopping Tour. Am Abend feiern wir Simon stilgerecht in einem feinen Restaurant mit zartem Steak und Lobster. Danke nach Hause für die Geburtstagsspende!
Zum Abschluss unserer Hawaii-Zeit unternehmen wir einen ganztägigen Schnorchel Ausflug nach Molokini, einem fast im Meer versunkenen Krater, an dessen Klippen sich farbige Fische tummeln. Das Wasser ist extrem klar und die Sicht perfekt. Wir schwimmen mit den Fischen um die Wette und testen die gemietete Unterwasserkamera.




































Bei der Überfahrt zum zweiten Schnorchelplatz auf der Insel Lanai gesellt sich plötzlich ein Rudel Delphine zu unserem Boot. Die längste Zeit schwimmen sie mit uns mit und führen uns ihre Kunststücke vor, faszinierend.



















































Schnell geht die Zeit vorbei und wir müssen uns von Simon verabschieden, der über Big Island zurück nach Hause fliegt. Wir fliegen wieder nach Honolulu, packen unser Handgepäck noch etwas voller – und damit das Check-in etwas leichter – und fliegen am nächsten Morgen früh definitiv aus der Nordhalbkugel heraus. 

Aloha Hawai'i


Nach Barbaras zweiwöchigem Besuch in der Schweiz und Urs‘ 5‘000km südlich fahren, treffen wir uns am Flughafen von L.A. wieder. Viel Zeit unser Wiedersehen zu feiern bleibt uns allerdings nicht. Wir müssen unser Hab und Gut wieder mal flugtauglich auf zwei 23kg Rücksäcke reduzieren, da wir bereits am nächsten Tag weiterfliegen. Was sich in einem halben Jahr alles ansammelt; unglaublich! Urs hat bereits die Hälfte unseres Gepäcks verschenkt aber immer noch türmen sich die Haufen im Motelzimmer und wir müssen sortieren, entscheiden, wegwerfen und einpacken. Wir kochen noch ein paar Reste, die restlichen Esswaren stellen wir gratis abzugeben auf die Strasse. Die vielen Obdachlosen im Flughafenquartier können es sicher gebrauchen. Als wir schlussendlich einchecken, bringen wir je 58 Pfund (über 26kg) auf die Waage - Schreck – aber oh Wunder, die freundliche Hawaiian Air Dame zuckt nicht mit der Wimper, klebt zwei „heavy“ Kleber drauf und wünscht uns einen guten Flug. Weg frei nach Hawaii. Es heisst nun Abschied nehmen von dem vertrauten Nordamerika, das wir auf den vielen tausend Kilometer schätzen gelernt haben.
Eigentlich gehört ja Hawaii noch dazu, und trotzdem ist es anders. Als wir um halb neun ankommen ist es bereits seit zwei Stunden dunkel, es ist angenehm tropisch warm und überall hat es Palmen. Willkommen, oder auf Hawaiianisch, Aloha im Pazifik! Wir verbringen die erste Nacht (mit umpacken) in einem schäbigen Hostel am Waikiki Beach und fliegen am nächsten Morgen weiter auf die Big Island Hawaii. Mit einem kleinen Mietauto machen wir erste Erkundigungen und Einkäufe. Am Abend geht’s zurück an den Flughafen – denn spontan hat sich Barbaras Bruder Simon entschieden, das neue Unisemester etwas hinauszuschieben und uns auf Hawaii zu begleiten.


















 








Die Hawaii Inseln sind alle vulkanischen Ursprungs. Der Vulkan Kilauea auf Big Island ist einer der aktivsten der Welt und vergrössert die Insel mit regelmässigen Lavaausbrüchen. Wir haben im Vorfeld gelesen, dass man die glühende rote Lava häufig bei ihrem Fluss Richtung Meer und beim Sturz ins Wasser beobachten kann. Am Tag vor unserer Ankunft haben wir auf der Homepage des Nationalparks gesehen, dass der Vulkan soeben wieder ausgebrochen sei. Wir freuen uns sehr auf dieses Lavaspektakel. Als wir dann aber beim Vulkan ankommen, erfahren wir, dass die Lava wohl fliesst, aber in die falsche Richtung bzw. dorthin, wo es keine Wege gibt. Die einzige Möglichkeit, die glühende Lava zu sehen, wäre per Helikopter. Einen Moment erwägen wir dies, allerdings sind diese Flüge sehr teuer und sie fliegen nicht nachts, wenn es natürlich am faszinierendsten ist. Wir sind schon recht enttäuscht, so nahe an einem ausbrechenden Vulkan zu sein und doch nicht dran heran zu kommen. Am Abend werden wir aber teilweise entschädigt. Ein anderer Krater ist nämlich auch am Brodeln, zwar kommt die Lava nicht zum Vorschein, aber bei Dunkelheit reflektiert der aufsteigende Dampf die glühende Lava bis an die Oberfläche und verwandelt den Krater in ein glühendes Erdloch.



























An der Küste bestaunen wir dann die früheren Lavaausbrüche, welche die Küstenlandschaft immer wieder umgestaltet haben und Strassen unpassierbar machen. 


























Die Strände sind hier wegen des Vulkanismus und den reichhaltigen Mineralien schwarz, grün, rot oder weiss gefärbt, je nach Gegend. Wir campen an den schönsten Plätzen häufig direkt am Strand, baden viel und schnorcheln mit grossen Schildkröten.


























An der Westküste werden häufig Delphine beobachtet. Wir fahren hin und werden tatsächlich von einer Gruppe von Spinner Delphinen überrascht. Der Name kommt von spinning (engl.: drehen) und die Delphine springen wirklich ganz in die Luft und drehen sich um ihre eigene Achse. Wir rennen zur Kanuvermietung, handeln schnell einen Preis aus und zwei Minuten später fahren wir bereits in die Bucht hinaus. Die Delphine kommen ganz nah ans Ufer, aber sie schwimmen natürlich schneller als Urs und Simon paddeln mögen. Plötzlich tauchen ein paar direkt neben unserem Kanu auf, machen ein paar Drehungen und sind auch schon wieder weg.


Samstag, 8. Oktober 2011

Rückblick Nordamerika

Nach fast 6 Monaten quer durch Nordamerika reisen ziehen wir Bilanz:









  • 36‘765Km!!! (3 Autos, 1 Platten)
  • 25 Staaten
  • 24 Nationalparks, dutzende State Parks
  • -5 bis 42 Grad Celcius
  •  74 Mal im Zelt übernachtet, 58 Mal im Auto, 19 Mal bei Freunden und 16 Mal im Hotel
  •  86 Mal getankt
  •  Mind. 100 Mal McDonalds aufgesucht, meistens für Internet, Kaffee und Mango Smoothie, seltener für Angus Burger
  •  Dutzende Male für den Sonnenaufgang aufgestanden
  •  33 Bären gesehen

Summasummarum:
Die USA und Kanada sind extrem vielfältig und dank hervorragender Infrastruktur für Camper geradezu geschaffen für Individualreisende. Der tiefe Dollar tut das seine hinzu. Wer kann - nichts wie hin. Wir sind auf jeden Fall begeistert von Nordamerika und schon etwas traurig, diesen Teil unserer Reise nun beenden zu müssen. Gleichzeitig freuen wir uns aber auf die vor uns liegenden Abenteuer im Pazifik! 


Mittwoch, 5. Oktober 2011

Glaciar National Park - Rendezvous mit dem Grizzly

Nach einem Abstecher nach Calgary lasse ich Kanada hinter mir und reise wieder in die USA ein. Gleich nach der Grenze lädt der Glacier National Park für eine Durchfahrt über einen Pass ein. Schon nach wenigen Meilen erspähe ich am Saint Mary Lake eine schöne Panoramasicht über den See mit einer kleinen Insel. Zuerst fotografiere ich vom Aussichtspunkt aus, aber direkt am Ufer wäre es vielleicht auch noch schön und so gehe ich einen Pfad zum See hinunter.






















Die Fotosession dauert nicht lange, da vernehme ich lautes Knacken in den dichten, undurchsichtigen Büschen. Ich vermute ein elchähnliches Objekt und nähere mich – mittlerweile etwas kecker nach den vielen Tierbegegnungen im Norden. Plötzlich höre ich ein Atmen – ups, das muss ein Bär sein!
Ich entferne mich schnell wieder den Abhang hoch Richtung Auto. Dann sehe ich den Bären auch. Doch die Büsche sind dicht und verhindern ein rechtes Foto. Somit gehe ich wieder zum Ufer hinunter, denn der Bär ist ja noch ein Stück entfernt ohne erkennbares Ziel.
Wieder am Beach knackt es wieder ganz nahe – oh je, der Bär hat seine Route in meine Richtung eingeschlagen. Eine Sekunde überlegen: Dickicht Richtung Auto oder Sackgasse Strand. Ich entscheide mich für die Sackgasse, obwohl ich ausser dem Fotoapparat nichts dabei habe. Im Backcountry hatten wir jeweils als letzte Sicherheit Axt, Dolch oder Pfefferspray dabei. Auf ein Handgemenge mit einem Bär ohne jeglichen Gegenstand habe ich eigentlich keine Lust. Dennoch fühle ich mich am Strand besser aufgehoben.
Dann kommt er aus dem Gebüsch – ein Grizzly. Zehn Meter face to face. Ich halte den Atem an. Jetzt wäre der Augenblick für ein Foto;-) Aber ich wage natürlich nicht, mich zu bewegen. Er mustert mich, macht zwei Schritte, mustert mich nochmals, dann zieht er von dannen. Uff! Noch ein Foto von seinem Hinterteil und weg ist er.





























Ein intensiver Moment, den man eigentlich hätte verhindern sollen. Eine Schadensskizze wurde zum Glück hinfällig, aber nächstes Mal bitte die Hinweise zuerst lesen!













































Noch immer unter Strom fahre ich weiter. Die nächsten Tage werden die schönen Nordstaaten Montana und Idaho durchkreuzt, bevor es via Utah und Nevada zurück nach Los Angeles geht.