Unglaublich aber wahr - unser Reiseprojekt wird 1-jährig!
Mittwoch, 27. Juli 2011
Andere Länder, andere Sitten
Heute zum Thema "Amerika und Alkohol"
Dass sie jenseits des grossen Teiches ein etwas angespannteres Verhältnis zu geistigen Getränken haben als bei uns dürfte bekannt sein. So haben wir uns längst daran gewöhnt, beim Kauf von Wein oder Bier immer den Ausweis zeigen zu müssen. Wenn die Verkäuferin alkoholhaltige Getränke einscannt, fragt die Kasse automatisch: 'does customer look under the age of 40?' Wenn yes eingegeben wird, muss zwingend das Geburtsdatum des Käufers eingetippt werden. Eigentlich gar kein schlechtes System, Jugendschutz in Ehren, auch wenn der hier bis 21 gilt, während sie ab 16 die grössten Trucks fahren und, wie es scheint, nicht weniger als europäische Jugendliche trinken. Immerhin sehen wir noch nicht wie 40 aus:-). Das Ganze nimmt aber bisweilen etwas merkwürdige Formen an. So darf man keine geöffneten Weinflaschen im Auto transportieren, man könnte ja während der Fahrt daraus trinken. Besser also, die ganze Flasche am Abend vorher zu leeren. Da man u.a. im Mormonenstaat Utah Wein und Bier über 3,2 Vol.% nur in teuren Liqueur Stores erhält, decken wir uns in Nevada noch ein, um nicht wieder auf dem Trockenen zu sitzen. Die freundliche Verkäuferin packt die Weinflaschen trotz unserem Hinweis, dass wir keine Plastiksäcke brauchen, einzeln ein und überreicht sie Urs. Barbara darf die Flaschen nicht in Empfang nehmen, da ihr Ausweis nicht kontrolliert wurde. In Salt Lake City will uns der Verkäufer den Bierkauf glatt verweigern, da wir keine amerikanische ID hätten. Das sei eine neue Regel und habe irgendwas mit der illegalen Einwanderung zu tun. Hä?? Erst der von uns verlangte Store Manager akzeptiert dann unseren Ausweis. Paradox erscheint, dass die Liqueur Stores fest in den Händen der alkoholablehnenden Mormonen sind, und diese damit gutes Geld machen.
Mormonenbier? |
Salt Lake City
Wir machen nochmals Halt im Maple Canyon, wo Urs noch eine Rechnung offen hat. Die hart erkämpfte und im allerletzten Versuch erreichte Begehung von Millenium 8b+ lässt uns dann nach Salt Lake City weiterziehen, wo wir wieder bei unseren Freunden Jonathan und Brittany wohnen können. Wir geniessen Grillparties in ihrem Garten und werden zu einem authentischen Baseballgame mitgenommen, welches uns eher als ein Family Event erscheint. Das Spiel an sich ist Nebensache, es geht vor allem um Hot Dogs, Nachos und Sehen und Gesehen werden.
Wir starten der Mormonen Kapitale einen Besuch ab und testen den Korkeneffekt im Great Salt Lake - es funktioniert tatsächlich!
Jonathan und Brittany nehmen uns am Wochenende in ein wenig bekanntes Klettergebiet mit. Am Mount Hoop geniessen wir perfekte Kalkfelsen, bevor wir Richtung Wyoming weiterfahren.
Thank you for your hospitality!!
Capitol Reef National Park
Auf unserem Weg Richtung Norden fahren wir durch den Capitol Reef National Park. Mit den hohen Felsen erinnert er uns an den Zion National Park, allerdings fehlen hier die Touristen. Für eine Wanderung sind wir nach unserer Zebra Odysse zu müde. Dafür fahren wir die schönen Strecken ab und geniessen auf dem Hochplateau eine grandiose Aussicht. Wir sehen bis zum Canyonlands National Park, wo wir vor zwei Monaten unsere Südutah Tour begonnen haben.
Um unseren Jeep mal richtig zu testen, entscheiden wir uns für eine echte 4x4 Road, die je nach Wetter gar nicht passierbar ist. Wir erklimmen steile Abhänge, durchqueren Flüsse, doch schlussendlich ist der Weg auch für 4x4 zu Ende:
Zum Glück gibt es einen passierbaren Umweg!
Grand Staircase Escalante National Monument
Das Grand Staircase Escalante National Monument ist noch wenig bekannt. Erst kürzlich zum Nationalmonument ernannt, ist das grosse Gebiet touristisch noch nicht so ausgereizt. Eine Vielzahl verschiedener Landschaften und weitgehende Einsamkeit erwarten uns.
The Hoodoos
Einmal mehr eine geologische Kuriosität, die wir nur annähernd verstehen. Unterschiedliche Gesteinsschichten sind durch die Erosion geformt, die braunen Schichten bleiben wie Tischplatten auf den weissen Säulen hängen.
Cottowood Road
Weiter geht es der Cottonwood Road entlang, eine ungeteerte Strasse mitten durch die Wildnis. Dank gutem Wetter kommt unser 4x4 Jeep gar nicht richtig zur Geltung. Die Landschaft ist einmal mehr gewaltig, in den Sand- und Steinhügeln rechts und links findet sich das gesamte Farbspektrum wieder. Kleine Flüsse sorgen für abwechslungsreiches grün.
Zurück auf der Hauptstrasse führt die Strecke nun durch dichten Tannenwald des Dixie Forest. Auf einer Passhöhe haben wir eine grossartige Aussicht über die ganze Region. Wir übernachten im 'Devil's Garden', zwischen riesigen Sandsteinblöcken und Vollmond.
Zebra Canyon
Als Abschluss unserer Südutah Reise wollen wir nochmals einen Slot Canyon (be-)suchen, angeblich der schönste der Region, der Zebra Canyon. Auf den verfügbaren Karten ist der Canyon nicht eingezeichnet, und da das Visitor Center bereits zu ist, verlassen wir uns auf eine online Wegbeschreibung, aus einer bisher sehr zuverlässigen Quelle. Diesmal sollte es jedoch hapern. Bei Meile 9 ist weder ein Kuhgitter noch ein Steinmännchen vorhanden. Wir fahren die Strasse in beide Richtungen ab - nichts. Da die Strasse in relativ gutem Zustand ist, denken wir, dass sie vielleicht neu gemacht wurde und es deshalb anders aussieht. Wir halten uns an die 9 Meilen und starten ins Backcountry, in der Hoffnung, den Weg mit den Steinmännchen bald zu kreuzen. Nach über zwei Stunden querfeldein Wandern haben wir keine Anhaltspunkte gefunden, die sich mit userer Wegbeschreibung oder Karte decken würden. Die vielen Hügel und ausgetrockneten Flussbette sehen auch alle gleich aus, so dass eine Orientierung schwierig ist. Wir geben unser Vorhaben auf und machen uns auf den Rückweg. Mehrmals kreuzen wir wieder Flussläufe, die unsere gesuchten sein könnten. Allerdings stimmt es einfach nicht mit dem Rest zusammen. Etwas enttäuscht sind wir schon, wenn auch die Landschaft an sich eine Wanderung wert wäre.
Plötzlich stossen wir auf offensichtliche Steinmännchen. Hm, ob das wohl unser Weg wäre. Wir versuchen es nochmals und folgen dem sehr gut markierten Trail. Weit kann es nach unserer EInschätzung nicht mehr sein. Der Weg zieht sich allerdings dahin. Wir kommen in eine breite Ebene, dahinter beginnt ein neuer Gebirgszug, alles in allem müssen wir viel zu weit nördlich sein, wahrscheinlich ist dies ein ganz anderer Weg. Weil unser Wasservorrat zu Ende geht (statt 2 Stunden sind wir schon fast 5 Stunden unterwegs) kehren wir um. Nach einer halben Stunde treffen wir zwei Deutsche, die, wer's glaubt!, unterwegs zum Zebra Canyon sind. Sie haben eine Wegbeschreibung des Visitor Centers dabei, welche unser Rätsel auflöst. Nicht das Kuhgitter war falsch, sondern die Meilenangaben. Der Weg hätte bei Meile 7,8 statt bei Meile 9 gestartet. Weil wir von der anderen Seite angefahren sind, haben wir das Kuhgitter nicht passiert. So sind wir die ganze Zeit 2 km parallel zum richtigen Weg umhergeirrt und als wir ihn schliesslich fanden, dachten wir, wir sind zu weit weg. Schlussendlich hätten uns noch wenige hundert Meter zum Ziel gefehlt! Die Deutschen bieten uns an, nochmals mitzukommen, aber wir sind müde, dehydriert und die gute Fotozeit ist ohnehin längstens vorbei. Wir sparen uns den Zebra Canyon auf eine (vielleicht ja irgendwann mal stattfindende) spätere Reise auf. Zurück auf der Strasse merken wir, dass wir bei unserer Suche nach dem Kuhgitter am Morgen nur 200 Meter zu früh umgekehrt sind. Wegen einer Kurve haben wir den offensichtlichen Wegstart nicht gesehen...
Rot = Richtiger Weg
Blau = unser Irrlauf...
Tipp: Wer abseits der bekannten Touristenpfade Utah besuchen will, hier die beste Webseite mit vielen tollen Ideen: www.synnatschke.de
Rot = Richtiger Weg
Blau = unser Irrlauf...
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Samstag, 23. Juli 2011
Red Cave Slot Canyon
Wir sind zurück in Utah und wollen noch einmal eintauchen in die Welt der Canyons, Sandsteinfelsen, Farben und Formern, die uns so begeistert haben. Vor allem wollen wir noch einen Slot Canyon besuchen, diese ganz engen Schluchten, mit indirektem Sonnenlicht in den Wänden und faszinierendem Lichtspiel. Den bekanntesten dieser Canyons, Antilope Canyon, haben wir auf unserer letzten Amerikareise vor vier Jahren besucht. Es gibt aber noch sehr viele mehr, und wahrscheinlich noch unzählige unendeckte solcher Schluchten. Interessanterweise liegt der Red Cave Canyon an der Strasse zwischen Bryce Canyon und Zion Nationalpark, wo jedes Jahr Millionen von Touristen durchfahren. Viele Perlen sind aber noch unbekannt, Informationen finden wir spärlich im Internet. Wir wandern zuerst eine Stunde durch ein trockenes Flussbett, bis wir am unscheinbaren Eingang der Schlucht stehen.
Wir betreten den Gang, die Temperatur sinkt sofort markant. Rechts und links türmen sich die Wände, die Sonne dringt kaum irgendwo bis zum Boden.
Die erste Bewunderung weicht einer raschen Ernüchterung. Bereits nach der zweiten Kurve stossen wir auf tiefe Wasserbecken, die gefüllt sind mit einer eiskalten, stinkenden Brühe. Es hat vor ein paar Tagen geregnet. Diese Slot Canyons dürfen bei Gewittergefahr auf keinen Gefahr betreten werden, da dann gewaltige Flutwellen drohen. Wir wollen schon fast umkehren, tasten uns dann aber doch durch das braune Wasser hindurch. Mit einigen Kletter- und Schwimmeinlagen dringen wir tiefer in den Canyon hinein.
Die Anstrengungen lohnen sich. Je weiter wir kommen, umso schöner wird das Lichtspiel. Hinter jeder Kurve erwarten uns andere Formen und Farben. Nach über einer Stunde erreichen wir den hinteren Ausgang des Canyons.
Valley of Fire
Wieder vom Berg hinunter besuchen wir erneut das Valley of Fire - ein Tal mit (wieder einmal) glühend roten Sandsteinfelsen. Wir waren bereits vor Costa Rica hier, haben aber die Golden Hour (gute Fotozeit vor Sonnenuntergang) verpasst und suchen nun die versteckten Sujets nochmals auf. Überhaupt ist es sehr entspannend durch eine bekannte Gegend zu reisen. Vor einem Monat sind wir hier südlich gefahren und nun gehts zurück Richtung Norden. Wir fühlen uns richtig heimisch, wissen wo die schönen Campingplätze sind, wo die besten Steaks :-)
Fire Wave |
Elephant Rock |
Das Valley of Fire macht seinem Namen alle Ehre, die Nacht bleibt heiss, vor dem Sonnenaufgang messen wir 31 Grad.
Golden Hour |
California
Glücklich, in Los Angeles angekommen zu sein, holen wir unser Gepäck bei Ascanio ab. Wir haben ihn beim Klettern kennengelernt und er hat uns seine Garage zur Verfügung gestellt. Mitten am Venice Beach, beste Lage in L.A. So kommen wir auch noch in den Genuss des echten California feeling.
Der Verkehr in L.A. ist jedoch weniger gemütlich und so machen wir uns auf in die Wüste. Wir übernachten im Joshua Tree Nationalpark, bekannt für seine Yucca Palmen und Granitblöcke. Hier spüren wir das erste Mal die amerikanische Sommerhitze. Unsere höchstgemessenen Temperatur ist 108 Fahrenheit, ca. 44 Grad Celcius, und kein Wasser in Sicht...
Wir fahren deshalb schnell weiter nordwärts, was allerdings vorerst nichst nützt. In Las Vegas ist es ebenso heiss, nicht mal der Pool ist erfrischend. Wir flüchten deshalb in die Höhe. Nur 40 Minuten von Las Vegas entfernt, aber auf 2'500 Meter verbringen wir angenehm kühle Klettertage in Mount Charleston.
Back in the US
Zu schnell sind die erholsamen Costa Rica Ferien vorbei und wir sitzen wieder im Flugzeug Richtung Amerika. Obwohl wir eigentlich guten Mutes sind, dass die Einreise ohne Probleme verlaufen sollte, taucht doch immer wieder die Frage auf, 'was machen wir, wenn sie uns nicht mehr reinlassen'? Wir erfüllen zwar die Bestimmungen, und doch kann jeder Zollbeamte endgültig über Stempel oder nicht Stempel entscheiden. Und wir haben etwa zwei Drittel unseres Gepäckes in Los Angeles eingestellt, inkl. unverzichtbarer Dinge wie unser Zelt, Mätteli und gesamtes Klettermaterial. So stehen wir etwas angespannt bei der Immigration Schlange. Der Officer empfängt uns dann etwa gar nicht freundlich, merkt natürlich sofort, dass wir kürzlich schon da waren und wirft uns eine Reihe von Fragen an den Kopf. Da wir nicht alles verstehen (wir sind in Houston, Texas...) fragen wir nach um nicht etwas falsches zu sagen. Er bellt aber nur, YES or NO?!, will dann noch wissen ob wir noch angestellt sind, und meint, als wir verneinen, 'I didn't think so'. Nachdem er uns ziemlich eingeschüchtert hat, weist er uns an zu warten, behält aber unsere Pässe, tippt einige Sätze in seinen Computer und bedient die nächsten Einreisenden. Nach ein paar Minuten werden wir abgeholt und in einen geschlossenen Nebenraum gebracht, wo wir mit etwa 30 Mexikanern und anderen Exoten warten. Nach einer Stunde ohne Erklärung werden wir doch langsam nervös, unser Weiterflug geht schon bald. Irgenwann kommt eine Frau mit einer handgeschriebenen Liste und ruft unseren Namen auf. Sie verschwindet jedoch wieder als sich alle gemeldet haben, wahrscheinlich wegen des Gepäcks. Schlussendlich wird Urs zitiert und muss unsere Pläne in den USA ausführlich darlegen. Dieser zweite Immigration Officer will einfach nicht glauben, dass man so lange in seinem Land umherreisen könne (ist ja sooo klein...). Schlussendlich erhalten wir aber doch unsere Stempel, finden unser Gepäck, das irgendwo unbeaufsichtigt am Boden liegt und rennen auf den Anschlussflug nach Los Angeles.
Dienstag, 12. Juli 2011
Costa Rica - Vulkane und Pazifik
Costa Rica besteht zur Hauptsache aus zwei Küsten und Vulkane in der Mitte. Einige davon sind noch ziemlich aktiv. Wir mieten ein kleines 4x4 Auto und machen uns auf in die Berge. Der Vulkan Irazu, den wir als erstes ansteuern, raucht nur ein bisschen. Zudem regnet es in Strömen und ist aufgrund der Höhe ziemlich kalt. Schnell wieder hinunter. Unser nächster Versuch gilt dem Vulkan Poas. Der Tag beginnt mit strahlendem Wetter. Weil meistens bereits am Vormittag Wolken aufziehen, sind wir bei Parköffnung am Eingang. Vom äusseren Kraterrand sehen wir in angemessener Distanz in den Schlund hinab. Rauchsäulen steigen auf, es stinkt nach Schwefel und der Vulkan blubbert vor sich hin, zwischendurch mit kleineren Fontänen.
Eine kurze Wanderung führt zu einem erloschenen Teil des Vulkans. Ein klarer Kratersee hat sich gebildet, ringsherum ist alles bewaldet. Eine ganz andere Landschaft als beim aktiven Vulkanteil. Beim Rückweg ziehen tatsächlich dicke Wolken auf, und als wir zurück am Krater sind, kann man den Vulkan nur noch riechen.
Der berühmteste Vulkan ist der Arenal, welcher über Jahre fast täglich Lava spuckte. In den letzten Jahren hat er sich jedoch etwas beruhigt und beglückt uns leider nicht mit glühenden Nightshow. Am Fusse des Vulkanes finden wir dafür heisse Quellen in einem natürlichen Flusspool.
Anschliessend bewandern wir diverse Regenwälder und badetaugliche Wasserfälle bevor wir zum Abschluss an die Westküste zum Pazifik fahren, wo wir nochmals ein paar Tage Strand, Hängematte und Kokos direkt von der Palme geniessen.
Fazit: Costa Rica ist ein ideales Ferienland. Bilderbuchstrände und viel Erholung, gleichzeitig aber enorm abwechslungsreich und viele Möglichkeiten zum Aktivsein, freundliche Menschen, tropische Früchte, für europäische Verhältnisse günstig (nicht billig!), aber auf jeden Fall eine super Alternative zu teuren all-inclusive Karibikferien. Sollten wir uns jemals wieder in der Situation befinden, uns von einem strengen Job erholen zu müssen, gehört Costa Rica zu unseren Top Destinationen!
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