Donnerstag, 22. September 2011

Auf dem Alaska Highway zu den kanadischen Rockies


Zurück auf dem Alaskahighway erreicht uns die Nachricht über den schlechten Gesundheitszustand von Barbaras Grossvater. Wegen schlechten Verbindungen und Zeitverschiebung können wir die Situation aber nicht näher mit der Familie besprechen. So legen wir zuerst die Strecke zurück nach Yukons Hauptstadt Whitehorse in einer Tagesreise zurück. Nach einer kurzen Stärkung beraten wir über das weitere Vorgehen. Es ist mittlerweile Mitternacht, aber wir entscheiden uns für Barbaras Kurzbesuch in die Schweiz und buchen den Flug. Dann heisst es drei Stunden umpacken, zwei Stunden schlafen und schon stehen wir auf dem Flughafen. In der Nacht nach Barbaras Ankunft zu Hause verstirbt Grossvater im stolzen Alter von 82 Jahren. Wir sind froh so entschieden zu haben, dass Barbara diese Tage bei der Familie verbringen kann.

Somit heisst es für mich Urs, dass ich die 5‘000Km zurück nach Los Angeles in knapp zwei Wochen alleine zurücklegen werde. Barbara wird dann wieder direkt nach Los Angeles einfliegen.
Nach einer Tagesreise erreiche ich die schöne Hot Spring Liard und verbrenne mir fast die Haut.





























Auf den nächsten Kilometer geben die wilden Tiere nochmals alles: Schwarzbär im Klee, eine 60-köpfige Büffelherde, die den Highway belagert, Ziegen, Rehe und zu guter Letzt noch paradisierende Biber.

































 




Eine Tagesreise weiter tauchen die ersten Viehzäune und Äcker auf, die Verkehrsdichte nimmt signifikat zu und irgendwie sieht es gepflegt aus: zurück in der Zivilisation. Erst jetzt wird mir bewusst, dass im hohen Norden zwischen den Siedlungen einfach das Nichts dominiert!
Am Abend folgt eine Überraschung. Sinnierend am Lagerfeuer sitzend erspäht das Auge plötzlich eine Bewegung im Sternenhimmel. Es ist das bereits abgeschriebene Nordlicht - Aurora Borealis! Und das bei fast Vollmond. Grüne Lichtfelder tanzen in unglaublicher Geschwindigkeit über den Tannen. Ich habe mir vorgestellt, dies wäre einfach so ein sich langsam bewegender, farbiger Nebel. Die Dynamik in diesem Lichtspiel überrascht mich total. Leider dauert das Spektakel nur wenige Minuten. Ich schaffe es auch nicht dies  irgendwie sichtbar, fotografisch festzuhalten…
Ich feuere weiter und beobachte immer wieder den Himmel. Und plötzlich taucht es nochmals für ein paar Minuten auf, um dann ebenso schnell wieder zu verduften – fast  surreal!!  

 



























Am nächsten Tag fahre ich durch die Nationalparks Jasper und Banff. Zwar ein netter Scenic-Highway aber im Ganzen für mich eher überbewertet. Es ist Wochenende und die beiden Millionenmetropolen Edmonten und Calgary gleich nebenan entlocken Scharen von Menschen. Auch der berühmte Lake Louis gleicht eher einem Retortenpool für das im Rücken stehende hingeknallte Hotelresort. Vielleicht wäre es unter der Woche und weit weg von den Touristenpfaden etwas idyllischer.

Lake Louise







Dienstag, 20. September 2011

Dempster Highway - über den Polarkreis

  






Wir fahren weiter nördlich und erreichen Fairbanks. Diese Stadt ist eigentlich die Nordlicht Hochburg. In gewissen Monaten kann man die Aurora Borealis an 2 von 3 Nächten beobachten. An mehreren Nächten in diesen Breitengraden schlüpfen wir mehrmals pro Nacht aus dem Schlafsack und halten Ausschau - leider vergeblich. 
Wir ziehen weiter auf dem Top of World Highway und passieren das Dorf Chicken... Auf der Passhöhe, inmitten dichten Nebels und Regen, stehen wir plötzlich vor dem Zoll. Wir lassen nun Alaska hinter uns und sind wieder in Kanada. Es muss als Zollbeamter wohl eine Strafe sein, auf so eine Passhöhe im Nirgendwo versetzt zu werden...
In Kanada begrüsst uns wieder die Sonne. Nach ein paar Kurven und einer Fähre stehen wir in Dawson City. Eine Stadt, die seine Boomzeiten während des Goldrausches erlebt hat. Zehntausende von Goldhungrigen, die es bis hierher geschafft hatten, versuchten in den umliegenden Goldregionen ihr Glück. Einige wenige wurden reich, viele verlumpten ganz. Für uns ist Dawson Ausgangspunkt für unser nächstes Abenteuer - der Dempster Highway, der uns über den nördlichen Polarkreis bringen sollte.
Vollgetankt mit Benzin und Esswaren starten wir erwartungsvoll die total 1'500Km auf ungeteerter  Dirt Road. In Foren lasen wir, dass gewisse Fahrer bis zu 4 Reifenplatten hatten... Wider Erwarten ist die Piste aber gar nicht so schlecht und der Gravel gut in den Lehm gefahren. Nach rund 70Km erblicken wir das Tal mit Blick auf die Tombstone Mountains und sind ein erstes Mal begeistert. Auch die Tundra mit ihrem Farbspiel gibt alles.






























Die bunt gesäumte Strasse lässt uns gut vorankommen. Nur auf verhältnismässig wenigen Kilometern mit spitzem Schotter muss die Geschwindikeit fest gedrosselt werden. Somit erreichen wir schon am Abend unser Ziel: der nördliche Polarkreis. Wie wir das am südlichen Polarkreis gelernt haben - es heisst anstossen!





























Also ein bisschen anders sieht es schon aus als am südlichen Polarkreis. Hier als Erinnerung nochmals ein Bild der Antarktis beim südlichen 66. Grad. 

Aber wir geniessen den Moment und gönnen uns zum Abendessen wieder einmal ein importieres Fondue;-)
Am nächsten Morgen fahren wir weiter und überqueren schon bald die Grenze zu den Northwest Territories. Mit 0.03 Einwohnern pro Quadratkilometer nicht gerade dicht besiedelt, Caribous gibt es einige mehr. 50% der Bevölkerung sind auch Ureinwohner, hauptsächlich Inuit. Die Landschaft wird karger. Die Strasse ist nun vollständig auf Permafrost-Boden, was es für die Strassenbauer nicht einfacher macht. Zu Beginn der Geschichte des Dempsters verschwanden einige Abschnitte der Strasse im Boden und sind heute als Seen übrig. Damit der Boden nicht erwärmt wird, ist die Strasse ein grosser Schotterdamm.






























Zwei Flusssysteme überwinden wir mit der Fähre. Im Winter wird über den gefrorenen Fluss gefahren. Aber es gibt im Frühjahr und Herbst Zeiten, wo die Fähre nicht fahren kann, wenn das Eis schmilzt oder gefriert und die Strasse somit nicht durchgehend befahrbar ist. Nach zwei Tagesreisen begrüssen uns farbige Häuser und wir erreichen unser Endziel, die Eskimostadt Inuvik. Weiter geht die Strasse nicht und wir sind ziemlich nahe am Nordpol. Es starten von hier aus auch immer wieder Expeditionen. Dies lassen wir aber und schauen uns dafür in der Stadt um. Im Dorfladen und auf der Strasse begegnen wir reihenweise sehr illustren Gestalten. Die Abgeschiedenheit und die langen Winter ohne Sonne prägen und formen wohl die Menschen hier.































Wir treten die Rückreise auf dem selben Weg an und erreichen nach zwei weiteren Tagesreisen wieder den Asphalt. Ohne Reifenpannen, aber dafür mit dreckigem Auto und gefüllt mit Eindrücken.





























Zu unserem Erstaunen erreichen wir trotzdem noch den Nordpol!! Hier wohnt übrigens auch der Sankt Nikolaus, wo tausende Kinderbriefe landen. Er ist aber auch fleissig und hat in den letzten Jahrzehnten über eine Million Briefe an Kinder in der ganzen Welt versandt!!

Donnerstag, 15. September 2011

Denali Nationalpark

Wir setzen unsere Reise in den hohen Norden fort und fahren in den Denali Nationalpark zwischen Anchorage und Fairbanks. Die ersten paar Stunden sieht die Umgebung noch aus wie bisher. Plötzlich wird ein Baum nach dem andern gelb, die Tundrabüsche färben sich rot und ehe wir uns versehen, sind wir im Indian Summer gelandet. Innerhalb von wenigen Kilometern hat der Herbst angefangen. Die Szenerie ist gewaltig, die Farben leuchten und wir können uns kaum sattsehen an der Landschaft, an der wir vorbeifahren.































Im Denali angekommen, fahren wir direkt zum Visitor Center in der Hoffnung, noch einen Campingplatz im Parkinnern zu ergattern. Dort hätte man wunderschöne Aussicht auf den Mount McKinley. Obwohl die Saison in der Region bereits fast vorbei ist, sind alle Plätze ausgebucht. Wir versuchen zu verhandeln und die Rangerin schlägt uns vor, ein Backcountry Permit zu beantragen. Damit kann man zwar nicht auf dem Campingplatz, aber weg von der Strasse in der Wildnis übernachten. Vorher gibt es eine ausführliche Einführung, mit Lehrvideo und Gespräch mit dem Ranger, wo wir angewiesen werden wie wir uns in Wildnis und Bärengebiet verhalten müssen. Wir erhalten einen Bärencontainer, um die Esswaren zu verstauen. Zwischen Zelt, Kochplatz und Essensaufbewahrung müssen je mindestens 100m liegen. Falls der Bär kommt, Essen in Container verstauen, ruhig auf den Bären einreden, Rückzug antreten, bei Angriff totstellen und wenn alles nichts hilft, zurückschlagen....

Soweit so gut. Am nächsten Morgen früh nehmen wir den ersten Bus in den Park, den man nicht mit Privatautos befahren darf. Zwischendurch hält der Chauffeur an, wenn am Strassenrand Bergschafe, oder in der Ferne ein Bär gesichtet wird. Das Wetter ist prächtig und nach etwa zwei Stunden erscheint der Mount McKinley hinter den Hügeln. Der Berg, der auch Mount Denali genannt wird, ist mit 6'194 M.ü.M. der höchste Berg Nordamerikas. Im Sommer ist er fast immer wolkenverhanden. Wetter wie wir es vorfinden, gibt es etwa 5 Mal pro Sommer. So freuen wir uns natürlich umso mehr über diese Prachtsaussicht.





























Die Fahrt geht weiter durch die Tundra. Je länger wir fahren, umso mehr Gipfel der Bergkette kommen zum Vorschein. Wir sind erst auf 1'000 M.ü.M. und bis zum Gipfel sind es somit 5km Höhenunterschied, ein massives Bergmassiv!





























Nach fünf Stunden Fahrt kommen wir beim Campingplatz an. Während die anderen Fahrgäst ihren Platz beziehen, schultern wir die Rucksäcke und ziehen los in die Wildnis. Wir wollen keine lange Wanderung machen, müssen aber weg von der Strasse, damit an uns nicht sieht. Es gibt keine Wege, nur ein paar Tierpfade. Ansonsten geht es durch knie- bis hüfthohe Tundrabüsche. Auch hier ist alles leuchtend rot und gelb, dazu die Aussicht auf den Denali, der nun ein paar Wolken um sich hat. Wir suchen uns einen schönen Platz für unser Zelt und verstauen unsere Sachen "bearproof".































Gerade als das Znacht fertig ist und wir essen wollen, beginnt es zu regnen. Hm, was macht man nun bei Regen, wenn das Essen nicht ins Zelt darf. Wir beschliessen, dass sich unsere Znachtdüfte nicht so fest im Zeltstoff festkleben werden und verziehen uns. Als wir nach dem Regen wieder aus dem Zelt kommen, trabt gerade ein Karibou mit seinem grossen Geweih auf unser Zelt zu. Er sieht uns und kommt rasch auf uns zu. Wir sind etwas überrumpelt und wissen nicht genau, wie reagieren. Nachdem wir ein paar Schritten zurückgehen, dreht er jedoch um und trabt davon. Ein eindrückliches Erlebnis.





























 

Da der Camping nicht allzu weit weg ist, machen wir am Abend einen Spaziergang in die "Zivilisation". Es wird nämlich allen Ernstes verlangt, das gebrauchte Toilettenpapier wieder mit zu nehmen, und ja, selbstverständlich im Bärencontainer, wo ja noch das Zmorge und Picknick für den nächsten Tag drin sind... Darauf haben wir keine Lust, und sind darum froh, nicht allzu tief in der Wildnis zu stecken. Am nächsten Tag nehmen wir den Bus zurück. Es ist grau und bewölt, die Berge haben sie "hereingenommen". Ab und zu sieht man den Gipfel hervorblinzeln. Wieder sehen wir Bergschafe und einen Elch und kommen am Abend müde aber gefüllt mit schönen Bilder am Parkeingang an. Wir fahren noch die zwei Stunden nach Fairbanks, unserem nördlichsten Ziel in Alsaka.