Freitag, 23. Dezember 2011

Grampians National Park

Nach Kilometer um Kilometer entlang der Küste stechen wir ins Landesinnere. Unzählige Flächen von Schafweiden prägen das neue Bild. Ein paar Stunden später erreichen wir den Grampians National Park, bekannt für seine schönen Aussichtspunkte. Bekannt ist er aber auch für seinen kletterbaren Sandstein, der zu dem feinsten der Welt gehören soll. Das müssen wir natürlich austesten!
Wir beginnen zuerst mit dem Bouldern. Freistehende Blöcke oder gewaltige Höhlen – es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auch das Farbspektrum ist breit – von grau über gelb-orange bis zu sattem braun. Mit jedem Block gewinnen wir etwas Kraft zurück, die wir im Pazifik gelassen haben. Bis zum ersten 8A brauchte es aber wieder ein paar Sessions!

The Nevin Rule 7a+

Dead Heat 8A


















































Nach ein paar Tagen packen wir aber auch das Seil wieder aus und erkunden das Gebiet auf diese Weise. Die Überhänge der Gallery im Süden erweisen sich als Highlight. Die Moves und die Farbe durch den stark überhängenden Sandstein sind kaum zu überbieten. Ich zähle diese zu den schönsten Längen, die ich in diesen Graden geklettert bin!

Eye of the Tiger 8a

Auch die Routen an der Taipan Wall gehören natürlich zum Programm. Als Europäer ist man zuerst mal mit gewöhnungsbedürftiger Absicherung konfrontiert. Selbst in reinen Sportkletterlängen sucht man zum Teil vergeblich nach einem Stand! Viel Spass beim back-cleaning… Zwei Schrauben mit je einem Gliedchen ist schon Luxus. Die Bohrhaken haben grosse Abstände und sind nicht immer gut gesetzt. Auf dem Camping sehen wir mehrmals Kletterer mit Krücken oder humpelnd…
Nichts desto trotz klettere ich aber ein paar schöne Routen an der Wand, denn der Fels ist wirklich einzigartig. Alles reine Sportkletterrouten, da ich mit Trad nicht so viel am Hut habe. Die wohl schönste Linie der Wand mit dem Namen Serpentine ist aber nicht durchgehend mit Bohrhacken abgesichert und braucht neben fixen Klemmkeilen auch einige Klemmgeräte. Eine Schlangenlinie mit zwei Seillängen mit total 75 Metern Höhe. Mike aus Sydney, der die Route projektiert hat, offeriert mir die Route zu testen inklusive Fotoshooting. Die Sicherungen hat er perfekt gesetzt. Die Chance lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Leider ist die Sonne schon mitten in der Wand und es wird ziemlich warm. Nach der Hälfte fliege ich leider bei der ersten Crux aus der Wand. Ich klettere aber noch weiter bis oben, zu heiss für das Klettern, aber gut für die Fotos. Thanx Mike!!!
Da er abreist räume ich die Sicherungen aus. Abends beim Lagerfeuer entschliesst er sich aber das Material auszuleihen. Neue Chance! Ein paar Tage später stehen wir wieder vor der Wand. Ein erster Go dient dazu, nochmals alles Sicherungsmaterial zu platzieren. Eine Position für ein Klemmgerät finde ich nicht mehr, darum wird es eine ziemlich luftige Sache.
Barbara kämpft sich mit dem Jumar zum Zwischenstand, dann kann es los gehen, es gibt nur einen Versuch, bevor die Sonne wieder kommt. Beide Schlüsselstellen gelingen auf Anhieb, dann Meter für Meter die Schlangenlinie hoch. Ich geniesse jeden Zug und erreiche schliesslich die Schlusskante. Wow – vom Schwierigkeitsgrad her mit 8a nicht eine Extrembeanspruchung, aber die ausgesetzte Kletterei mit Dynamos und Blockierzügen ein Stück über den selbst gelegten Sicherungen verlangt doch ein gewisses Commitment! Und das Ganze an perfekten Sandsteinstrukturen, die besser nicht sein können – wie ein Geschenk.



Pics: Mike Fitzgerald


























Wir verbringen schliesslich mehrere Wochen in den Grampians. Das Leben auf dem Camping in schöner Natur lässt die Zeit vergessen. Jeden Morgen und Abend gibt es auch ein tierisches Spektakel. Doing doing doing – und schon hüpfen die Kängurus wieder an. Manchmal eher scheu, ein anderes Mal eher neugierig und frech. Auch hier sind die ungestümen Jungen einfach köstlich.








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