Dienstag, 25. Januar 2011

Buenos Aires

Eine 13 Millionenstadt bei 35 Grad - nicht gerade unsere Traumdestination. Um den neuen biometrischen Pass endlich bestellen zu können, kamen wir aber nicht darum herum, Buenos Aires einen Besuch abzustatten.

Buenos Aires boomt!





























Und entgegen unseren Erwartungen finden wir die Hauptstadt Argentiniens gar nicht so schlimm wie andere Grossstädte. Es hat überall viel Platz, grosse Pärke laden zum Verweilen ein, die Strassen sind mit Baumalleen gesäumt. In der Innenstadt reihen sich krasse, moderne Glashochhäuser neben alte, schön erhaltene Kolonialbauten. Die zahlreichen schmucken Cafes und Boutiquen erteilen der Stadt Charakter.Von den Cafehäusern aus kann man die Porteños beim Tango Tanzen auf den Plazas beobachten.

Der Tango lebt in den Porteños





























Nach längerem Überlegen und einer Nachtschicht mit Internetrecherchen haben wir nun für den weiteren Teil unserer Argentinienreise ein einigermassen bezahlbahres Mietauto gefunden. Morgen gehts los Richtung Patagonien. Wir freuen uns sehr auf die wieder erlangte Reiseselbstständigkeit und vor allem auf die Landschaft im tiefen Süden!

Sonntag, 23. Januar 2011

Esteros de Iberá - Sumpfgebiet

Die Esteros de Iberá sind ein riesen Sumpfgebiet im Nordosten Argentiniens. Seen, Flüsse, Sümpfe, viele Tier- und Pflanzenarten sind hier zu finden, weitab der grossen Städte. Karins Freundin hat mit ihrem argentinischen Ehemann hier eine Lodge aufgebaut und wir durften uns gut drei Tage dort verwöhnen lassen.





























Auf einer Bootstour und mit dem Kanu beobachteten wir Kaimane (das sind Krokodile, die scheinbar nicht beissen, aber wer weiss das schon!!), Wasserschweine und verschiedene Vögel, die zum Teil ganz eigenartige Laute von sich geben.

Wir nähern uns langsam dem Kaiman...

Ob der wohl lieb ist?
























































Am nächsten Tag gings mit den Pferden über die Steppe neben den Sümpfen. Hier leben die Gauchos noch wie im Film. In rasantem Galopp treiben sie ihre Rinder- und Schafherden zusammen. Wir wurden von einer Familie zum Mate-Trinken eingeladen (dies ist ein argentinisches Ritual, mit dem die Leute viel Zeit verbringen), Nachtessen gabs unter dem Sternenhimmel und schliesslich sind wir bei Vollmond zurück geritten. Eine wahrhaft romantische Kulisse.





























Zu schnell war die Zeit vorbei und wir mussten uns bereits wieder von Karin verabschieden und sind mit dem Nachtbus in die Megastadt Buenos Aires gefahren.

Cataratas de Iguazú

Der Name ist Programm: Iguazú bedeutet grosses Wasser, was das Naturspektakel der breitesten Wasserfälle der Welt ziemlich treffend beschreibt. Die Fälle bilden die Grenzen zwischen Argentinien und Brasilien und können von beiden Seiten besichtigt werden. Somit haben wir nun auch noch einen Tagesausflug nach Brasilien gemacht, allerdings illegal, da der Bus zwar am argentinischen Zoll hielt und alle Passagiere losstürmten um den Ausreisestempel zu erhalten, am brasilianischen Zoll ist der Bus aber dann durchgefahren. Auf der Rückfahrt erklärten wir dem Chauffeur dann, dass er auch nur auf der argentinischen Seite halten solle. Anscheinend kann man hier die Ein-/Ausreiseformalitäten mit dem Buschauffeur ausmachen... Hat jedenfalls geklappt.

Auf der brasilianischen Seite sieht man das ganze Panorama der Wasserfälle. Auf einer Breite von 2,7 Km stürzen die Wassermassen zwischen 60 bis 80 Metern in die Tiefe. Gemäss unserer Rechnung fliessen je nach Saison zwischen 6'000 und 30'000 Badewannen pro Sekunde über die Klippen.





Catartas de Iguazú - Seite Brasilien



































 
Am nächsten Tag konnten wir Urs' Schwester Karin in Empfang nehmen. Sie brachte uns viele feine Sachen mit. Bei sommerlichen 35 Grad genossen wir Schweizer Käse, Cervelat, ein Schweizer Bauernbrot, Schweizer Schoggi und selber gemachte Weihnachtsguezli am Pool:-)


Argentinische Seite




























 
Gemeinsam besuchten wir dann die argentinische Seite der Wasserfälle. Hier kann man so richtig nahe an die Fälle heran. Es tost, zischt, brodelt und spritzt. Man kann die enorme Kraft des Wassers richtig fühlen. Überwältigt von dieser Naturgewalt stört uns auch die Menschenmasse, die mit uns im Park ist kaum noch. Als wir uns schliesslich von der Plattform losreissen, sind wir völlig durchnässt. Ein Netz von Wanderwegen führt zu weiteren Aussichtspinkten, immer wieder sieht man neue Fälle. Selbst die kleineren allein wären eine Reise wert. Im Urwald kann man auch viele schöne Tiere beobachten wie Nasenbären, Affen, bunte Vögel, Riesenechsen und eine Unmenge von Schmetterlingen.


Ein Tucan

Montag, 10. Januar 2011

Argentina


Gestern sind wir nach Argentinien eingereist. Nach einer Stunde Warten und Gedränge vor dem Oficina de Migración konnten wir problemlos über die Grenze spazieren. Wir erwischten gleich einen Anschlussbus nach Salta, wo wir nun 2 Tage sind. Etwa 2 Stunden nach der Grenze veränderte sich die Umgebung schlagartig. Es geht runter auf 1‘200 M.ü.M., alles ist sehr grün und fruchtbar hier und vor allem sehr modern. Es hat wieder mehr Privatautos als Taxis auf der Strasse, überhaupt hat es gute Strassen, sogar Autobahnen, Glasgebäude, moderne Geschäfte etc. Wir sind im Moment noch etwas überfordert damit, fühlen uns hier in der Stadt wie in Südeuropa und geniessen aber seit langem wieder mal guten Kaffee und Massen von Helados (Gelati). Weil es nach zwei Stunden im Café nicht aufgehört hat zu regnen blieben wir halt zum all-you-can-eat-Buffet. Ungehemmt (safe food) wieder mal Salat und Anti Pasti reinhauen;-)

Relativ bald mussten wir feststellen, dass das argentinische Spanisch ganz anders tönt, als das peruanische/bolivianische. Somit verstehen wir nun wieder hauptsächlich Bahnhof, hoffen aber, dass man sich an die „nuschelige“ Aussprache gewöhnen kann.

Nach einem kleinen Preisschock am Busbahnhof haben wir für morgen Tickets gebucht für eine 23-stündige Busfahrt nach Iguazu, wo wir Urs‘ Schwester Karin in Empfang nehmen werden. Wir freuen uns auf dich!

Busfahren auf bolivianisch


Vorbemerkung: Bitte nicht während dem Essen lesen...

Grundsätzlich sei es in Bolivien besser den Zug zu nehmen. Gewisse Busstrecken seien so abenteuerlich und nervenaufreibend, dass man sie einfach besser nur meidet. Allerdings wurden in den letzten Jahre viele Strassenn asphaltiert, man weiss nur nicht so genau welche. Soweit die Ausgangslage. Der Zug fährt nur zwei mal wöchentlich nachts und natürlich nicht an den Tagen, an denen wir reisen wollten. So entschieden wir uns dennoch für den Bus. Die ersten paar Fahrten waren gar nicht so übel, auf jeden Fall um einiges angenehmer als die kurvenreichen Strecken in Peru, wenn auch die Busse viel älter und klappriger sind. Von Uyuni nach Tupiza, unser nächstes Ziel Richtung argentinische Grenze, sind es gemäss unsere Karte 165km. Der Reiseführer aus dem 2007 gibt für den Bus eine Dauer von 10-12 Stunden dafür an, für geländefähige Jeeps 6 Stunden. Allerdings fahren die Jeeps nun nicht mehr und der Bus habe nun 6 Stunden für die Strecke, Abfahrt um 6 Uhr. Also los. Die ersten ein bis zwei Stunden fährt der Bus zügig, zum Teil bis 80 km/h. Wir freuen uns schon, dass die Strasse vielleicht neu gebaut wurde. Die Leute schlafen und decken sich beim ersten Halt wie üblich mit Poulet und Reis ein. Die Frauen neben uns schmatzen daraufhin unappettilich und natürlich von Hand an ihren Güggeli herum, die sie aus ihren vielen Taschen holen, Reis spritzt umher, e Guete zum Zmorge. Wir beginnen zu rechnen, wie langsam der Bus die restliche Strecke fahren müsste um auf die sechs Stunden zu kommen. Irgend etwas geht nicht auf. Beim nächsten Dorf erfahren wir jedoch, dass wir nun eineinhalb Stunden warten bis es weitergeht. Aha, kommt schon näher. Wir suchen vergebens ein Restaurant und setzen uns dann auf dem Dorfplatz auf ein Bänkli und beobachten die Warteschlange vor der Bank. (Häufiges Spektakel, die Leute müssen ihren Lohn scheinbar mit Cheques einlösen, was durchaus eine Halbtagesbeschäftigung darstellt.) 






























Zurück im Bus geht es weiter auf einen Pass hinauf, nun viel langsamer. Oben angekommen steigt der Fahrer aus, zieht ein Mechgewand über und kriecht unter den Bus. Was los ist finden wir nicht heraus, der Motor läuft jedenfalls noch und nach einer halben Stunde schrüblen geht es weiter- hoffentlich halten die Bremsen... Die Luft im Bus ist stickig, das Kind vor uns schreit und schreit, es sieht auch sehr ungesund aus, die Mutter wechselt ihm die eingenässten Hosen (Windeln scheint es hier nicht zu geben). Draussen ziehen abwechslungsreiche Gesteinsformationen an uns vorbei, drinnen fängt ein Mann an zu husten und in sein Säckli zu erbrechen. Die sechs Stunden sind mittlerweilen bei Weitem überschritten. Dann fängt auch noch die Frau neben uns an zu kotzen. Ist doch praktisch, dass das Essen immer in Plastiksäckli serviert und mitgenommen wird, dann kann man das gleiche Essen auch gerade wieder dort versorgen wenn es wieder rauskommt. Es stinkt nun erneut nach Poulet (aus dem Säckli) und als wir nach acht Stunden endlich ankommen stürmen wir nur noch raus an die frische Luft...

Vulkanland - der Südwesten Boliviens


Nach dem Salar de Uyuni cruisten wir durch das Altiplano Richtung chilenische Grenze. Die ganze Region ist Vulkangebiet. Die meisten sind erloschen, einer hat noch ein bisschen geraucht. 






























Wir fahren an diversen Lagunas vorbei, hier hausen verschiedene Arten von Flamingos. Die Lagunas sind zudem reich an Mineralien, was sich in den verschiedenen Farben und Geschmäckern (Schwefel etc.) zeigt. Am Abend erreichen wir die Laguna colorada, ein surreales Naturschauspiel mit leuchtenden Farben, Flamingos und anderen Vögel. Wir kämpfen uns unter stürmischem Wind zum Aussichtspunkt und geniessen diese grandiose Natur. 

Die rote Laguna colorada



























































Nachts wird es richtig kalt (wir übernachten auf ca. 4‘300M.üM.) und als wir am nächsten Morgen um halb 5 losfahren, können wir euch zu Hause so richtig nachfühlen. Es ist bestimmt ziemlich unter Null. Unser nächstes Ziel sind die Geysire weiter südlich. Mystisch sprühen sie ihren heissen Wasserdampf in die kühle Morgenluft. Aus vielen Löchern brodelt und sprudelt es, unter der Erdoberfläche rumpelt es, man hat das Gefühl auf einem rieseigen Kochkessel zu stehen. Auch hier riecht es stark nach Schwefel. Vulkan sei Dank konnten wir nach dem Frühstück in einer heissen Quelle baden.














Geysire Sol de Mañana












































Weiter gings zu Laguna verde, die wegen Mineralien leuchtend türkis scheint, aber leider nur bei Wind, der erst am Nachmittag aufzieht. Ein kleiner Streifen türkis haben wir allerdings erblicken können. Nun sind wir beinahe an der chilenischen Grenze angekommen. Dort tauschen wir die Koreaner, welche nach Chile einreisen, gegen vier nicht weniger kichernde Chicas ausUruguay und machen uns auf den langen Rückweg nach Uyuni. Stundenlang durch Wüste, vorbei an Vulkanen, einigen wenigen Minendörfern und Militärstationen und immer wieder wechselnden Farben in der Landschaft: sämtliche Brauntöne, gelb, rot, grün und weiss. Im Gegensatz zu den andern schlafen wir nicht sondern geniessen die Weite, die an uns vorbeizieht.

Farbige Vulkanlandschaft

Salar de Uyuni


Den Silvester verbrachten wir in La Paz. Die Stadt war uns aber wieder mal zu gross, zu laut und zu chaotisch. Darum fuhren wir schnellstmöglich via der Silberstadt Potosí in den Süden.
Der grösste Salzsee der Welt, Salar de Uyuni, war unser Hauptmotiv, Bolivien in unserer Reiseroute zu behalten und nach den Turbulenzen in Peru nicht direkt nach Argentinien zu fliegen. Der Salar ist ein ausgetrockneter See, der vor der Plattenerhebung und Entstehung der Anden zum Pazifik gehörte. Nun ist es eine 12‘000 km2 grosse flache Salzebene, die nur von wenigen kleinen Inseln mit riesigen Kakteen unterbrochen wird. Am Horizont spiegeln sich die Berge auf der Fläche.
Da es keine öffentliche Verkehrsmittel gibt, haben wir eine 3-tägige Tour zum Salar de Uyuni und weiter in den Südwesten gebucht. Gemeinsam mit vier Koreanern und unserem Fahrer José erkundeten wir die Gegend mit einem 4x4 Jeep. Auf dem Salzsee konnten wir zudem eine Stunde mit dem Bike gegn den Wind ankämpfen.















































Die erste Übernachtung war in einem Salzhotel am Rand des Salar. Eigentlich wollten wir auf dem Salzsee campieren, aber wir waren dann bereits zu weit davon entfernt, so dass wir auch in den Salzbetten nächtigten. Alles im Hotel war aus Salz; Wände, Böden, Tische, Stühle, Betten. Nur das Badezimmer nicht, das hätte sich sonst aufgelöst.J Wasser gab es allerding nur bis 21 Uhr. Uns hat das nicht gross gestört, aber eine unserer Koreanerinnen stand zu weit hinten in der Schlange für die Dusche. Das gab dann ein paar Tränen...


































Sonntag, 2. Januar 2011

Feliz año nuevo!


Mit einigen Stunden Verspätung sind auch wir im 2011 angekommen. Wir wünschen euch allen ein glückliches, erfolgreiches und gesegnetes neues Jahr! An dieser Stelle möchten wir uns für die vielen positiven Feedbacks zu unserem Blog und das Interesse an unserer Reise bedanken. Wir freuen uns sehr darüber und werden auch im neuen Jahr versuchen euch auf dem Laufenden zu halten.

Einreise nach Bolivien - Titicacasee

Nach über zwei Monaten durch ganz Peru reisen sind wir an der bolivianischen Grenze angekommen. Ausser dass uns suspekt wirkende Polizisten in Zivil ausführlich nach Drogen und Dollars befragten (die Grenzpolizei ist hier berüchtigt, Travellern "gefälschte Dollars" abzuknöpfen) und das Handy inspizierten, sind wir mit unserem neuen Pass und Stempel problemlos nach Bolivien eingereist. Unser erstes Ziel ist Copacabana, eine kleine Stadt am Titicacasee. Der See liegt auf 3'800 M.ü.M. und ist fünf mal so gross wie der Bodensee. Von vielen Stellen sieht er aus wie ein Meer, da man nicht ans andere Ufer sieht. Am nächsten Tag fahren wir mit einem Tucker-Boot zur Isla del Sol. Diese Insel soll die Geburtsstätte der Inkas und ihrer Religion gewesen sein. Man kann diverse Ruinen besichtigen und / oder eine dreistündige Wanderung über die ganze Insel unternehmen. Wir widmen uns letzterem und überlassen die "Kraftorte" den Touristenhorden. Die Aussicht ist grandios. Von der Krete aus sieht man auf allen Seiten den See und seine Buchten. Nach einem Regenschwall auf dem Boot und bei Ankuft auf der Insel, verziehen sich die Wolken bald und wir geniessen den ganzen Tag herrlichen Sonnenschein.






























Bürokratie auch in Bolivien: Die Inselbevölkerung will verständlicherweise etwas vom Massentourimsus haben und erhebt eine Inseleintrittsgebühr. Diese wird aber nicht gleich bei Ankunft am Hafen erhoben, oder gar auf das Bootsticket draufgeschlagen. Im Dorf werden wir von einem älteren Herrn darauf hingewiesen, dass wir im Office nebenan den Eintritt zahlen müssen, da weiter auf dem Weg eine Kontrollstelle sei, wo man ohne Boleto nicht weiterkomme. Gesagt getan, wir sind auf dem Wanderweg angekommen. Am höchsten Punkt der Insel sitzen zwei Männer in der Sonne und wollen uns nicht passieren lassen, ohne dass wir ein weiteres Boleto kaufen. Das erste sei für den nördlichen Teil, das zweite für den südlichen. Soweit so gut, dies war uns in Copacabana auch so mitgeteilt worden. Als wir jedoch fast den Hafen im Süden erreichen, stellen sich uns erneut zwei Frauen in den Weg, um ein drittes Boleto wieder für den südlichen Inselteil zu verkaufen. Es gäbe auf der Insel drei comunidades (Dörfer), und jede erhebe ihre eigene Gebühr. Wenn es nicht so billig wäre (ca. 1 Franken pro Boleto) würden wir uns allmählich über diese Geldeintreiber aufregen. So staunen wir aber einmal mehr über die südamerikanische Art, Arbeitsplätze zu schaffen...

Zahlstelle - gibt es einen schöneren Arbeitsplatz?





























Zurück auf dem Schiff müssen wir zuerst darum kämpfen, ohne weitere Bolivianos (bolivianische Währung) mit unserem Retourticket ans Festland gefahren zu werden. Wir hätten das Schiff verpasst, für welches unser Ticket gültig sei. Da aber alle Touristen an Bord die gleiche Information erhalten haben (das Ticket ist für das Schiff um 15.30 Uhr UND um 16 Uhr gültig), gibt der Steuermann nach einiger Zeit auf und lässt uns mitfahren. Die Fahrt dauere aber eine Stunde länger als angekündigt, da er eine spezielle Tour für seine Gruppe abfahren müsse. Uns ist es egal, aber einige Passagiere haben Anschlussbusse gebucht und sollten pünktlich ankommen. Alles Zureden scheint nicht zu helfen, aber nach einem halbstündigen Stopp an einer Sehenswürdigkeit unterwegs, bietet er den Buspassagieren an, auf ein "schnelleres" Boot zu wechseln, welches dann tatsächlich fünf Minuten vor uns und erstaunlicherweise doch relativ pünktlich in Copacabana ankommt:-) Manchmal muss man die Dinge einfach geschehen lassen.


Peru - ein Rückblick

Aus den ursprünglich geplanten 4 Wochen Peru, sind über 2 Monate geworden. Das Land hat uns in seiner Vielfalt überrascht. Als südamerikaunerfahrene Traveller mussten wir uns zudem mit einer uns unbekannten und zum Teil schwer verständlichen Kultur auseinander setzen. Hier ein kleiner Rückblick und einige Highlights zum Thema andere Länder - andere Sitten.

Land und Bevölkerung: Peru besteht aus den drei völlig unterschiedlichen Landschaftsformen Costa, Sierra und Selva, zu deutsch Küste, Berge und Urwald. So unterschiedlich die Landschaft, so verschieden sind die Einwohner. In den Städten an der Küste findet man den grössten Unterschied zwischen arm und reich. In den besseren Vierteln von Lima könnte man sich auch in Europa wähnen, die gleichen Geschäfte, gleiche Mode, EU-Preise etc. An den Stadträndern hingegen weiten sich die stetig wachsenden Slums aus. Wie überall in Drittweltländern zieht die Landbevölkerung in Scharen in die Stadt, in der Hoffnung auf ein besseres Leben und bleibt am Stadtrand hängen. Provisorische Unterkünfte, mangelnde hygienische Einrichtungen und Strom- und Wasssezugang prägen das Bild. Die Menschen versuchen sich als Strassenhändler über Wasser zu halten, worin die überaus kreativ sind, wie erfolgreich sei dahin gestellt. Es gibt zum Beispiel überall Leute, die mit einer veralteter Gewichtswaage am Strassenrand stehen und für ein paar Rappen dein aktuelles Körpergewicht messen. Andere besitzen eine Schreibmaschine und helfen beim Briefe Schreiben oder Formulare Ausfüllen, Schuhputzer und alle Formen von Imbissständen zieren die Strassen. Selbst mobile Schneider mit Tretnähmaschine treffen wir auf der Strasse an.

mobiler Schneider





























 
In den Bergen findet man die typischen peruanischen Bilder. Die Frauen tragen alle die gleiche Kleidung; Faltenrock, Wollstrümpfe und -pullover und ein runder Hut, bei Regen zusätzlich ein Plasiksack um den Hut. In farbigen Tüchern um den Rücken gebunden wird alles transportiert was mit muss. Kleinkinder, Gemüse, Waren, die auf dem Markt verkauft werden etc. Kinder hat es in Scharen, häufig stehen sie am Strassenrand und schauen dich mit ihren grossen Augen ungläubig an. Gestillt wir überall und in jeder Position, sogar im Laufen. Im Bus schlafen die Mütter normalerweise, während die Kleinen auf ihrem Schoss Schabernack treiben. Es ist alles ca 2'000 Meter höher als in der Schweiz. Auf 4'000 Meter findet man in aller Selbstverständlichkeit Dörfer und sogar Städte. Das Leben ist auf dieser Höhe allerdings extem rauh, die erbärmlichen Hütten haben keine Isolation und sind vielfach nicht regendicht. Die Leute sitzen viel vor ihren Häusern, und warten wohl das Ende der Regenzeit ab, oder hoffen auf bessere Zeiten. Viel zu tun scheint es nicht zu geben, Zeit ist hier auf jeden Fall keine Mangelware.

Den grössten Teil macht der Urwald aus, obwohl er am wenigsten dicht besiedelt ist. Auch hier ist das Leben ausserhalb der Städte extrem einfach. Offene Hütten auf Stelzen schützen vor dem Regen, die Leute besitzen oft nicht viel mehr als sie mit sich herumtragen können. Dennoch erscheint uns das Leben hier einfacher als in den Bergen. Es ist grundsätzlich warm, Bananen, Mangos, Papayas, etc. wachsen in Massen und Fisch gibts aus dem Fluss. Als Traveller war es hier am angenehmsten, unterwegs zu sein. Wir sind uns aber auch bewusst, dass die vordergründige Buschromatik den täglichen Kampf der lokalen Bevölkerung ums Überleben nicht adäquat wiedergibt.

Sprache: Mit dem systematischen Spanischlernen taten wir uns ziemlich schwer. Jedoch haben wir mittlerweilen ein Niveau erreicht, mit dem wir uns durchschlagen können. Meistens erhalten wir, was wir bestellen und Infos müssen sowieso aus mehreren Quellen übereinstimmend sein, um in etwa den tatsächlichen Gegebenheiten zu entsprechen. Eine Quelle kann durchaus nur einen Wahrheitsgehalt von 20% haben... Die Peruaner verstehen wir umso besser, je mehr Zähne sie noch haben.

Kulinarik: Wir haben bis heute nicht herausgefunden, wo all die Hühner gezüchtet werden, die nonstop verspiesen werden. Es scheint als ob sich Peru von Poulet mit Reis und Poulet mit Pommes, zwischendurch noch von Poulet in Suppe ernährt. Gegessen wird immer und überall, die Peruaner sind dementsprechend rundlich, was bei der kleinen Körpergrösse umso mehr auffällt. Die von dem Land selber hochgerühmte peruanische Küche empfanden wir eher einseitig und langweilig und sind daher seit einiger Zeit auf die internationalen Restaurants umgestiegen, was sich aber leider auch im Budget bemerkbar machte. Wir freuen uns auf die saftigen Rindssteaks in Argentinien:-) 
Das Nationalgetränk ist Pisco Sour, eine Mischung aus dem einheimischen Pisco-Schnaps, Limetten, Zucker und geschlagenem Eiweiss. Schmeckt ähnlich wie Caipirinha. In den Touristenorten wird überall Happy Hour angepriesen, 2 für 1 oder sogar 4 für 1. Es hat einige Zeit gedauert, bis wir den Trick herausgefunden haben. Bei Happy Hour 2 für 1 werden einfach nur halb so grosse Gläser serviert wie normal, bei 4 für 1 sind die Gläser ebenso halb und der Preis doppelt so hoch :-) Sind einfach Schlawiner diese Peruaner. Happy Hour Pisco Sour, fein wars trotzdem!


Computer und Zubehör: Mitten auf unserer Perureise macht unser Laptop schlapp. Zuerst können wir ihn noch jedes dritte Mal aufstarten, aber es funktioniert immer weniger und schlussendlich läuft er gar nicht mehr. Zurück in Lima suchen wir deshalb einen Spezialisten auf, um das Problem zu lösen. In einem riesigen Gebäude, ähnlich einem grossen Einkaufszentrum reiht sich eine Computerbude um die andere. Einige verkaufen neue Produkte, andere bieten Service und Programme an. Zum Beispiel wird ein Apfel Signet von Hand ausgeschnitten und schon entsteht ein neuer Apple Store. Wir picken auf gut Glück einen Service Bude raus. Während 5 Stunden haben sie formatiert, Programme wieder geladen, Passwörter geknackt etc. Teure Software gibt es hier auf dem scheinbar offiziellen Schwarzmarkt für ein paar Franken, installieren können aber nur die Eingeweihten. Am Schluss wollte der Chef für seine Arbeit 15 Fränkli;-) Auf jeden Fall läuft unser Laptop wieder.

Einer von vielen neuen Apple Stores