Montag, 10. Januar 2011

Busfahren auf bolivianisch


Vorbemerkung: Bitte nicht während dem Essen lesen...

Grundsätzlich sei es in Bolivien besser den Zug zu nehmen. Gewisse Busstrecken seien so abenteuerlich und nervenaufreibend, dass man sie einfach besser nur meidet. Allerdings wurden in den letzten Jahre viele Strassenn asphaltiert, man weiss nur nicht so genau welche. Soweit die Ausgangslage. Der Zug fährt nur zwei mal wöchentlich nachts und natürlich nicht an den Tagen, an denen wir reisen wollten. So entschieden wir uns dennoch für den Bus. Die ersten paar Fahrten waren gar nicht so übel, auf jeden Fall um einiges angenehmer als die kurvenreichen Strecken in Peru, wenn auch die Busse viel älter und klappriger sind. Von Uyuni nach Tupiza, unser nächstes Ziel Richtung argentinische Grenze, sind es gemäss unsere Karte 165km. Der Reiseführer aus dem 2007 gibt für den Bus eine Dauer von 10-12 Stunden dafür an, für geländefähige Jeeps 6 Stunden. Allerdings fahren die Jeeps nun nicht mehr und der Bus habe nun 6 Stunden für die Strecke, Abfahrt um 6 Uhr. Also los. Die ersten ein bis zwei Stunden fährt der Bus zügig, zum Teil bis 80 km/h. Wir freuen uns schon, dass die Strasse vielleicht neu gebaut wurde. Die Leute schlafen und decken sich beim ersten Halt wie üblich mit Poulet und Reis ein. Die Frauen neben uns schmatzen daraufhin unappettilich und natürlich von Hand an ihren Güggeli herum, die sie aus ihren vielen Taschen holen, Reis spritzt umher, e Guete zum Zmorge. Wir beginnen zu rechnen, wie langsam der Bus die restliche Strecke fahren müsste um auf die sechs Stunden zu kommen. Irgend etwas geht nicht auf. Beim nächsten Dorf erfahren wir jedoch, dass wir nun eineinhalb Stunden warten bis es weitergeht. Aha, kommt schon näher. Wir suchen vergebens ein Restaurant und setzen uns dann auf dem Dorfplatz auf ein Bänkli und beobachten die Warteschlange vor der Bank. (Häufiges Spektakel, die Leute müssen ihren Lohn scheinbar mit Cheques einlösen, was durchaus eine Halbtagesbeschäftigung darstellt.) 






























Zurück im Bus geht es weiter auf einen Pass hinauf, nun viel langsamer. Oben angekommen steigt der Fahrer aus, zieht ein Mechgewand über und kriecht unter den Bus. Was los ist finden wir nicht heraus, der Motor läuft jedenfalls noch und nach einer halben Stunde schrüblen geht es weiter- hoffentlich halten die Bremsen... Die Luft im Bus ist stickig, das Kind vor uns schreit und schreit, es sieht auch sehr ungesund aus, die Mutter wechselt ihm die eingenässten Hosen (Windeln scheint es hier nicht zu geben). Draussen ziehen abwechslungsreiche Gesteinsformationen an uns vorbei, drinnen fängt ein Mann an zu husten und in sein Säckli zu erbrechen. Die sechs Stunden sind mittlerweilen bei Weitem überschritten. Dann fängt auch noch die Frau neben uns an zu kotzen. Ist doch praktisch, dass das Essen immer in Plastiksäckli serviert und mitgenommen wird, dann kann man das gleiche Essen auch gerade wieder dort versorgen wenn es wieder rauskommt. Es stinkt nun erneut nach Poulet (aus dem Säckli) und als wir nach acht Stunden endlich ankommen stürmen wir nur noch raus an die frische Luft...

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