Freitag, 28. Dezember 2012

Zurück in der Schweiz










Die Strecke Finale Ligure - Luzern kennen wir von unzähligen Besuchen gut. Diesmal bietet sich uns aber ein unerwartetes Schauspiel in der sonst so eintönigen Poebene: eine 180° Panorama Sicht auf die verschneiten Alpen. Vom Mont Blanc bis weit in die Österreichischen Alpen hinein reicht das Auge.
Im Tessin besuchen wir Family Lustenberger, gute Freunde von Luzern, die kurz vor unserer Abreise im Sommer 2010 in den Süden "ausgewandert" sind. So schön, euch und euer neues Zuhause endlich zu sehen! Zuerst sieht es aus, als würden wir vorerst hier  steckenbleiben. Der Winter ist in der Schweiz nämlich in vollem Gang. Je nach Wetterbericht sollen in den nächsten Tagen am Gotthard bis 2 Meter Schnee fallen - und unsere Winterpneus sind im Berner Oberland! Eine kurzfristige Erwärmung lässt uns rasch aufbrechen und wir schlitteln auf die Alpennordseite.























Die Überraschung ist gross, niemand hat uns bei diesem Wetter erwartet. Wir haben uns ja auf den Winter gefreut, aber dass er für uns grad so krass einfahren würde, haben wir schon nicht erwartet. 



Via Küste heimwärts

Einiges später als ursprünglich geplant verlassen wir Spanien um der französischen und italienischen Küste entlang nach Hause zu fahren. Anstatt Stück für Stück der Schweiz näher zu komen, gibt es deshalb ein paar intensive Fahrtage. Auf den verstopften Hauptstrassen an der dicht besiedelten französischen Küste dauert die Reise aber dennoch ein paar Tage. Die Touristenorte an der Riviera dagegen sind im Winter wohltuend ausgestorben. Einizig die überdimensionierten Jachten im Winterschlaf erinnern in St. Tropez an den Glanz und Glamour des Sommers.








































Für das letzte Nachtessen auf unserer Campingküche wollten wir etwas besonderes und haben bei einer Weihnachtsaktion zugeschlagen: Tiefgefrorener Hummer zum Selberkochen! So gross das Tier auch ist, so wenig verwertbares Fleisch ist drin. Ganz so zart wie die Exemplare von Hawaii und Fiji ist er nicht aber dennoch ein würdiger Abschluss auf unserem Gaskocher!















 














Schneller als uns lieb ist kommt unser letzter Tag am Meer. Wir zelebrieren ihn mit feinen Cafés et croissants, ein paar Kletterstunden an den Sintern von Castillon hoch über dem Meer und der besten Pizza der ganzen Reise in Finale Ligure. 




























Bei der Aussicht, künftig in einem Binnenstaat zu leben, erscheint uns das Mittelmeer gar nicht mehr so unattraktiv und wehmütig versuchen wir die letzten Stunden fest zu halten. Nach einem prächtigen Sonnenaufgang am nächsten Morgen verlassen wir die Küste und fahren den Alpen entgegen.

















Donnerstag, 27. Dezember 2012

Benvinguts a Santa Linya



























Als letzte Station in Spanien steuern wir Santa Linya an. Das Wetter ist zu unserem Erstaunen tatsächlich einiges milder als weiter im Süden. In Santa Linya befindet sich einer der imposantesten kletterbaren Caves von Europa. Die riesige Höhle ist schon länger ein Begriff, schon die Neanderthaler waren nämlich dort... Die Kletterer gesellten sich erst später dazu!



























Aufgrund der Neigung und Höhe der Höhle herrscht Ausdauerkletterei vor. Ich ringe den kürzeren Routen Ingravid Serps 8c und Rollito Sharma 8b+ eine Begehung ab. Bei einer anderen Route fliege ich mehrmals kurz vor dem Top ab. Ausdauerhämmer mit 60+ Kletterzügen gehören nicht zu meinen Stärken - ab ins Wintertraining!



 








Dazwischen machen wir nochmals Halt bei Barbaras Lieblingsfelsen: Contrafort de Rumbau in Oliana. Barbara gibt alles und krallt sich an den kleinen Kalkleisten und -löchern fest bis zum Ende und klettert ihre erste 6c.










































Mit brennenden Unterarmen verlassen wir das spanische Inland, machen uns auf an die Küste und treten damit unere definitive Heimreise an.




Donnerstag, 22. November 2012

Margalef

Margalef, von Urs mehrfach als sein weltweites Lieblingklettergebiet erwähnt, soll unseren Spanienklettertrip krönen. Doch leider setzt sich das schlechte Herbstwetter hier fort. Anstatt hier die schwersten Routen der Reise zu knacken, hangen wir an feuchten Griffen und nassen Sintern. Fast jedes Projekt hat irgendwo eine tropfende Stelle. Spätestens wenn der Fels einigermassen trocknet, setzt der nächste Regentag ein und das Warten beginnt von vorne. 
























Das Wetterglück will sich irgendwie nicht mehr einstellen. Selbst die Locals schimpfen über den kalten und nassen Herbst. Wir verbringen mehr Zeit in unserem Auto um der Nässe und Kälte zu entfliehen (bis 14 Stunden am Tag!!!) als mit Klettern am Fels. Eigentlich schon fast alle Routen abgeschrieben, gelingt Urs am letzten Tag die Begehung von Doble Lluna, nach mehreren Griffausbrüchen wahrscheinlich 8c.

Doble Lluna 8b+/c






















Als letzte Möglichkeit peilen wir die klassischen Wintergebiete (St. Linya, Oliana, Terraddets) an, die normalerweise um Weihnachten beklettert werden. Vielleicht finden wir ja da noch etwas normalere Konditionen.  

Slacklinen - die Alternative zu den nassen Felsen







Unser letzter Sommertag

Wir schreiben den 27. Oktober, Barbaras ungradester Geburtstag seit Jahren:-) Dem grausigen Wetter in Cuenca entkommen, planten wir, einen gemütlichen Tag am Meer einzulegen, einfach wieder mal faul an der Sonne zu liegen und unser Traveller Dasein zu celebrieren. Eigentlich... Denn unsere Rechnung haben wir ohne die spanischen Gashändler gemacht. Bis jetzt hatten wir nirgends in Europa Probleme, unsere Gasflasche aufzufüllen. Auf der offiziellen Homepage werden alle Händler schön aufgeführt, eine Sache von fünf Minuten auf dem Weg zum Strand. Doch in Spanien... "Nein tut uns leid, haben wir nicht im Sortiment", "das Campingsortiment führen wir nur bis im September", "wir haben nur die grösseren oder die kleineren Flaschen". So oder ähnlich tönt es von Laden zu Laden und wir fahren die Küste auf und ab, ohne Erfolg. Das Traveller Dasein kann manchmal ganz schön anstrengend sein... Schliesslich geben wir das Vorhaben auf um doch wenigstens noch an den Strand zu kommen und dem Geburtstag einen würdigeren Rahmen zu geben. Mit oder ohne Gas; so lässt sich doch leben Ende Oktober!!



























Zwei Tage später finden wir einen Eisenwarenhändler, der uns eine nicht plombierte Gasflasche verkauft, was uns jedoch sehr egal ist. Mit aufgefüllten Vorräten, einem Tank voll Sonne und ein Jahr älter ziehen wir weiter in die Region Montsant, mit über 4'000 Routen ein Klettermekka.

Sonntag, 4. November 2012

Spanische Impressionen


















Cuenca

Unser letzter Besuch Cuencas vor zwei Jahren mit der Begehung von El Calvario del Sicario 8c in letzter Minute vor dem Abflug ist uns noch in guter Erinnerung. Das herzige Städtchen und die umliegenden Täler, die mit steilen Kalkfelsen gesäumt sind, haben nichts von ihrem Charme eingebüsst als wir wieder hier eintreffen. Hoch über den Felsen thront die Altstadt mit ihren kleinen Gassen und Plätzen.





























Der Herbst hat nun auch in Spanien voll Einzug gehalten. Der Fluss ist mit leuchtend gelben Bäumen umringt was das wunderschöne Ambiente nur noch verstärkt. 






































Ringsherum bestechen die kräftigen Routen in löchrigem Kalk, was Urs bekanntlicherweise sehr behagt. So gelingen ihm denn auch bereits in der ersten halben Woche die Routen Maldita Maria 8b+ sowie die Variante Maldita Poste 8c. Hochmotiviert ab diesem Erfolg stürzen wir uns auf weitere schwere Sachen. Mit dem Herbst setzt aber leider auch der Regen ein, was uns all zu oft von den Felsen weg in die überfüllten Shoppingcenter und Beizen vertreibt. An einem einzigen Wochenende fällt die vierfache übliche Oktoberregenmenge... Die Bedingungen an den regenfreien Tagen werden nicht besser, es ist kalt und feucht. Nachdem der Wetterbericht nochmals drei Tage Dauerregen verspricht geben wir auf und flüchten an die Küste.

Urs in Los dichos del bicho 8c+










Die Bartgeier der Pyrenäen

In Rodellar campen wir auf einer Krete im Naturpark Sierra y Canones de Guara mit weiter Aussicht über die umliegenden Schluchten, Täler und Bergzügen. Das Gebiet mit seinen 60 Schluchten gehört zu den grössten Schluchtengebieten Europas und bietet eine Vielzahl von Canyoning Möglichkeiten. Das Wasser ist uns dazu aber zu kalt und so vertreiben wir unsere Zeit neben dem Klettern mit einer anderen Akttraktion: dem Beobachten der hier ansässigen Bartgeiern.






















Jeden Tag pünktlich zur Mittagszeit fliegen bis zu 40 Bartgeier gleichzeitig auf unsere Krete zu, steigen mit der Thermik ein paar Dutzend Meter höher, bevor sie zum nächsten Hügelzug weitergleiten. Manchmal sind sie nur ein paar Meter entfernt, ein anders mal gleiten sie etwas höher. Die gewaltigen Flügel pfeiffen im Wind und erinnern uns an das gleiche Geräusch bei Segelfliegern.





























Der seltene Greifvogel (in Europa gibt es ca. 250 Brutpaare) ist mit seinen bis zu 3 Metern Flügelspannweite einer der grössten flugfähigen Vögel der Welt. Die Vögel leben ausschliesslich von Aas und Knochen. Ein erwachsener Vogel verspeist pro Tag bis zu 400 Gramm Knochen. Es gibt kein anderes Tier mit solcher Nahrungsaufnahme und verspeist somit die Reste, die Luchse oder Wölfe zurücklassen. Zur Zerkleinerung ihrer Nahrung lassen sie Knochenstücke bis zu 40 mal auf Felsplatten fallen.









Nordspanien

Nach der Küste verlagern wir unsere Aktivitäten wieder ins Landesinnere. Die Provinz Nordkataloniens wartet auf mit einer Unzahl Klettergebieten und deren Abertausenden Routen. Wir besuchen mehrere Gebiete und ich versuche mich im Onsight-Klettern (Die Begehung einer Route im ersten Versuch ohne Kentnisse). Diverse Routen bis 8a+ gelingen so und die Ausdauer verbessert sich. Auch Barbara ist fleissig dabei und erhöht in Oliana gleich ihr Onsight und ihr Rotpunkt Niveau.

Urs an den Sintern von Montgrony, Katalonien


Dazwischen geniessen wir den Spätsommer Spaniens mit den heissen Temperaturen. Baden in den kühlen Seen und Flüssen ist immer noch möglich.

Pantano de Terradets


























Auch Aragon mit seinem Pyrenäengebieten statten wir einen Besuch ab. Das Ziel, wieder Kraft zu gewinnen, verfolge ich mit kurzen knackigen Routen. Die Umstellung ist hart und es dauert einige Tage, bis wieder 8b+ Routen klappen.

Barbara in Roxy la Palmera 6b+, Rodellar - Aragon















































Nach einem heftigen Gewitter gibt es einen krassen Temperatursturz und der Sommer verabschiedet sich auf einen Schlag. Die Kühle und die andauernden Regentage vertreiben uns weiter südlich. 





Freitag, 19. Oktober 2012

Costa Brava

Wir erhalten ein weiteres Mal Besuch aus der Schweiz. Da der neuerstandene Camper von Barbaras Eltern noch nie im Süden war, beschlossen ihre Geschwister Stefan und Mirjam das Gefährt mit der mediterranen Umgebung vertraut zu machen und uns dabei zu besuchen. Im Mc Donalds in Figueres treffen wir die beiden mit Bobil (Wohnmobil auf Norwegisch) an. Sie wollen in ihren Herbstferien vor allem eins: an den Strand. Wir schliessen uns nach weiteren anstrengenden Klettertagen auf der Fahrt in den Süden gern an. Dumm nur, dass sich ausgerechnet jetzt der Sommer abmeldet und Wolken, Wind und Regen aufziehen. Wochenlang wäre es nun schön und heiss gewesen um, am Strand zu liegen. Wir fahren dennoch mal ans Cap de Creus, den östlichsten Punkt des spanischen Festlandes, wo wir viele versteckte Buchten und schöne Aussichtsplätze hoch über dem Meer finden. Abseits der wüst verbauten Touristenhochburgen hat die Costa Brava wirklich noch wilde Flecken. 




























Obwohl es zum Baden doch eher frisch ist, wagt sich Urs mit Schnorchel und Taucherbrille ins Meer. So klares Wasser mit Sichtweite bis 30 Metern findet man im Mittelmeer selten und es tummeln sich doch eine ansehnliche Menge an Fischen herum.


























Da die Küste ohne Badewetter doch nicht so viel zu bieten hat, ziehen wir ins Landesinnere nach Sadernes. In dieser schönen Schlucht gibt es auch ein Klettergebiet mit einfachen Routen, wo wir Stefan und Mirjam noch etwas fordern wollen. Leider ist das schön ausgewaschene Flussbett leer, der aufziehende Sturm und Platzregen ist wahrscheinlich der erste seit langer Zeit. Die nächsten Tage verbringen wir mit Jassen und Kaffee im Bobil. Zu viert ist es recht eng in diesem 2er Camperli, aber dafür umso gemütlicher. Und wer die strategisch guten Plätze erwischt hat, kann halt nicht abwaschen helfen… Auf jeden Fall sind wir extrem froh, dass wir bei dem Regen Bobil da haben und geniessen die Gemeinschaft mit den Geschwistern.




























Schliesslich lässt der Regen nach und wir stürzen uns auf die Felsen. Mit vollem Einsatz sind die zwei dabei.






































Wir fahren nun weiter Richtung Westen ins Landesinnere und verabschieden uns von Stefan und Mirjam, die nochmals versuchen wollen, ein paar warme Tage am Meer zu ergattern. Schön, dass ihr da wart! 


Montag, 1. Oktober 2012

Frankreich



Wir wollen in den Süden! Langsam sehnen wir uns wirklich nach Sommer, Sonne und warmem Wetter und beschliessen, nun rasch nach Südfrankreich zu fahren. Da Paris nichts für arme Schlucker ist, lassen wir die Hauptstadt links liegen und legen dafür einen kurzen Stopp im nahegelegenen Boulderparadies Fontainebleau ein.



























Eigentlich hat Barbara ja beteuert, nie mehr mit nach Céüse zum Klettern zu kommen. Die allmorgendliche Wanderung zur 500 Höhenmeter höher gelegenen Wand hätten mit Ferien einfach nichts zu tun. Allerdings würde uns nach so viel Autobahn etwas Bewegung nicht schaden und so legen wir ein paar Tage Fitnessprogramm ein. Das sieht etwa so aus: auf dem gemütlichen Campingplatz in der Sonne zmörgelen, Lesestunde in der Hängematte, ab in die Wanderschuhe und 500 Höhenmeter hochmarschieren, oben verschwitzt und ausgepowert in der brennenden Sonne warten, bis die Wand endlich im Schatten ist, danach frierend (da nach Sonnenuntergang sofort ein bissiger Wind aufzieht) zwei Versuche starten, im Halbdunkeln runterrennen. 


























Nach einer Woche strahlend schönem Wetter, zieht ein Sturm auf. Wir packen im Regen unsere Siebensachen und fahren weiter in die Provence. Stundenlang kurven wir durch winzige Dörfer mit ihren typischen Steinhäusern. Leider sind die Lavendelfelder schon alle abgeerntet, da sind wir wohl ein paar Wochen zu spät. Aber auch ohne die lila Felder strahlt die Provence ihren Charme aus.
 





 

Nach einem kurzen Kletterstopp in Buoux sowie in St. Léger und einem Tanz auf der Brücke von Avignon geht’s weiter in die Camargue. Überraschenderweise ist hier trotz Nationalpark wildes Campen nicht verboten und wir finden ein herrliches Übernachtungplätzli mit Hunderten Flamingos nebenan. Diese Vögel sind einfach cool!
 



 























Zurück am Mittelmeer! Mit etwas gemischten Gefühlen fahren wir am nächsten Morgen endlich an den Strand. Ob uns unser Hausmeer nach all den herrlichen Küsten und Stränden am indischen und pazifischen Ozean wohl noch etwas zu bieten hat? Touristen hat es auf jeden Fall auch Mitte September noch mehr als genug und als wir uns auf einer Düne niedergelassen haben, realisieren wir, dass die „zone naturiste“ auf der Karte wohl nichts mit dem Naturschutzgebiet zu tun hat, sondern eher mit der freien Körperkultur. (Irgendwie kennen wir das doch – vor fast 20 Jahren haben wir uns in der Camargue mal als Familie an einen FKK Strand verirrt – wahrscheinlich derselbe – und prompt die Nachbarn angetroffen…) Wir sparen uns deshalb unser Urteil über das Mittelmeer noch etwas auf und ziehen weiter Richtung Spanien.