Die russische Aeroflot hat traditionell keinen guten Ruf. Bei unseren Recherchen erfahren wir aber, dass sie erstens NICHT auf der Schwarzen Liste der EU stehen und zweitens auf internationalen Flügen mittlerweile eine moderne Flotte haben. Da sie mit Abstand am billigsten sind, haben wir über Moskau gebucht. Damit kommen wir auch unserer ursprünglichen Idee mit der Transsib über Peking und Moskau nach Hause zu fahren fast am nächsten. Nach der letzten Kokosnuss vor dem Check-in in Hanoi ist der Start vielversprechend. Wir starten mit einem niegelnagel neuen Airbus und bringen den 10-stündigen Flug nach Moskau problemlos hinter uns.
Kaum in Moskau ausgestiegen wird es kompliziert. Wir landen in einer langen Schlange, von der niemand weiss für was sie ist und werden schlussendlich über die Absperrungen hinweg zum Transitbereich geführt. Unser Anschlussflug geht von einem alten Terminal aus. Kurz vor der Boarding Zeit, steht immer noch Check-in auf dem Bildschirm. Wir suchen uns in dem engen überfüllten Gang einen Platz und warten auf die Aufforderung zum Boarden. Dabei haben wir den Bildschrim ständig im Blick und achten auf die Lautsprecheransagen. Mehrmals sehen wir zudem beim Gate vorbei, aber es läuft nichts. Plötzlich merken wir, dass die Busse, die vor dem Gate warten weg sind. Die Airlineangestellte läuft gerade in den abgesperrten Bereich und ignoriert unser Rufen und Fragen. Wir rennen zum Transit Helpdesk, wo auf dem Bildschirm plötzlich Boarding ended steht und wir von einer überforderten und arroganten Dame zuerst ignoriert, dann angeschrien und schlussendlich zu einem nicht existierenden Managementbüro verwiesen werden. All unsere Bitten und Aufforderungen, doch schnell zu telefonieren, damit wir den Flug noch erwischen verlaufen ins Leere. Wir sind somit in Moskau gestrandet!
Die nächsten sechs Stunden kämpfen wir mit dem absolut chaotische Transitdesk und seinen mal schreienden, mal rauchenden, komplett überforderten Mitarbeitern. Dummerweise wurde gerade noch ein Flug nach Shanghai annulliert und etwa hundert tobende Chinesen warten am selben Ort auf ihre nicht funktionierende Hotelunterbringung und rasten dermassen aus, dass die Polizei eingreifen muss. Entsprechend ist die Stimmung und Bereitschaft der Angestellten uns in irgendeiner Art behilflich zu sein. Zuerst werden wir stundenlang zum Warten aufgefordert und von einem zum andern verschoben bis uns schliesslich mitgeteilt wird, dass wir den Flug selbstverschuldet verpasst haben und ein neues Ticket kaufen müssen. Wo unser Gepäck ist kann uns vorerst niemand sagen.
Was nun? Ohne Hoffnung, dass wir hier noch irgendetwas ausrichten können um auf einen anderen Flug umgebucht zu werden, suchen wir nach Alternativen und buchen für den nächsten Mittag einen neuen Flug via Helsinki nach Genf um endlich aus Russland wegzukommen. Nachts um halb drei wird uns wenigstens noch mitgeteiilt, wo wir unseren Boarding Pass in der Transitzone abholen können, da wir ohne russisches Visum nicht zum normalen Check-in Schalter kommen. Das Gepäck geht nach erster Information scheinbar trotzdem nach Zürich, später wird uns versichert, es fliege mit uns nach Genf.
Nach ein paar Stunden Schlaf auf dem nackten Plattenboden warten wir nun mit neuem Boarding Pass auf den Flug und hoffen, bald mit unserem Gepäck in der Schweiz landen zu können.