Am nächsten Tag ziehen wir weiter in die Hauptstadt Phnom
Penh um unser vietnamesisches Visum zu beantragen. Gemäss Reiseführer soll dies
hier der unkomplizierteste Ort sein dies zu erledigen. Wir laden bereits das
Anmeldeformular herunter und wollen am nächsten Morgen früh auf die Botschaft.
Bei unserem Abendbummel sehen wir allerdings an allen möglichen Geschäften die
Aufschrift Visa Service. Transportunternehmen, Reiseagenturen und sogar ein
Massagesalon bieten die Visa an. Wir sind etwas skeptisch, lesen aber in
Reiseforen, dass dies scheinbar die einfachere und billigere Variante sei. Vor
der Botschaft werde man zum Teil von offiziell aussehenden Halunken abgefangen,
die einem die Anmeldung und den Pass (und eine zu hohe Gebühr) abnehmen und das
Prozedere verteuern und verlängern und auch die echten Beamten hielten sich
nicht immer an die offiziellen Gebühren. Also wählen wir eines der
vertrauenswürdigeren aussehenden Reisebüros aus und bringen unseren Pass. Und
siehe da, es kostet nicht nur 15% weniger, man muss auch kein Formular
ausfüllen (mit Angaben wie Arbeitgeber, Kontaktadressen und gebuchte
Reiseunternehmen in Vietnam, was wir alles nicht haben) und wenn man kein
Passfoto hat, kann man einfach einen Dollar mehr bezahlen. Wenn das kein
bürokratischer Leerlauf ist…
Wir verbringen einen gemütlichen Tag in den französischen
Kaffees der Stadt, ein Vermächtnis der Kolonialzeit und stürzen uns in den
hektischen Zentralmarkt. Am Abend holen wir unseren Pass mit dem neuen Visum
wieder ab. Weg frei nach Vietnam!
Hier in Phnom Penh sind wir wieder auf den Mekong gestossen. Mittlerweilen sind es beträchtliche Wassermengen, die zusammengekommen sind. Der Fluss ist zwar nur unwesentlich breiter als in Nordlaos aber auf dieser Höhe hat er sich nun in verschiedene Arme geteilt, und wir sehen nur noch einen Teil der gesamten Wassermasse. In einem Minibus fahren wir mit einer Gruppe junger Amerikanerinnen am Flussufer zur Grenze. Sobald wir die Hauptstrasse verlassen, fahren wir wieder durch kleine Dörfer. Das Leben spielt sich auf der Strasse ab, obwohl die Verkehrsteilnehmer inkl. unser Fahrer keinerlei Rücksicht auf die spielenden Kinder, Tiere, oder ausgebreitete Ware nehmen. Abgebremst wird nur, wenn ein Schaden am eigenen Auto abgewendet werden muss.
Wir biegen in eine Schotterstrasse ab und kommen zu dem herzigsten Zollhäuschen auf der ganzen Reise. Der Beamte in dem Bambusunterstand prüft wohl, ob wir im Besitz eines Visums sind, aber er will nicht mal beide Pässe sehen. Wir werden zur Bootsanlegestelle geführt um auf unser Schiff zu warten. Während wir alle in dem kleinen Restaurant zu Mittag essen, sammelt unser Fahrer die Pässe ein um sie stempeln zu lassen. Nicht mal persönlich einreisen muss man hier! Nun geht die Fahrt auf dem Mekong weiter. Und das Leben spielt sich eben nicht nur auf der Strasse, sondern auch auf dem Wasser ab. Von einigen Leuten hat man den Eindruck, dass sie in ihren Schiffchen wohnen. Der Fluss dient als Nahrungsquelle, Verkehrsweg, Abwassersystem, es wird gefischt, gewaschen, gebadet. Wir biegen in einige kleinere Kanäle ein. Die ganze Region ist durchzogen mit natürlichen und gebauten Flussläufen, Kanälen und Wasserwegen.
Nach ein paar Stunden kommen wir in Chau Doc an. Wir werden von zwei Rikscha ähnlichen Velotaxis abgeschleppt und machen ein erstes Mal Bekanntschaft mit der berüchtigten Touristen Abzockerei in Vietnam. Die beiden freundlichen Herren, strampeln uns nämlich nicht wie verlangt zum Busbahnhof, sondern zu einem Minibus, der wahrscheinlich seinem Bruder gehört und an unser Ziel fährt. Und die verlangen dann gerade mal den vierfachen Preis einer üblichen Busfahrt nach Can Tho.
Wir haben einen brandaktuellen Reiseführer dabei und so einen Anhaltspunkt für die Verhandlung. Wir weigern uns so viel zu bezahlen und versuchen unser Gepäck wieder auszuladen. Wie üblich ruft dann der Chauffeur jemanden an, der etwas mehr englisch spricht und uns weismachen will, dass dies der normale Preis für Touristen sei. Nach hitziger Diskussion bringen wir den Preis wenigstens um die Hälfte runter und fragen, wo wir unsere Dollar umtauschen können. Jaja, das können sie gleich für uns erledigen. Nun kommt das nächste Problem. Die Hyperinflation hat den Vietnamesen astronomische Zahlen auf ihre Banknoten gebracht und wir kämpfen mit den Nullen. Die Vietnamesen wissen das natürlich und geben uns prompt nur 50‘000 statt 250‘000 Dong zurück. Zum Glück haben wir einen Banker (und ein Währungsumrechnungs-App auf dem Natel) dabei und nach einigem lauten Hin und Her rechnen wir dem Chauffeur, der Geldeintreiberfrau und einem Mitpassagier, der ungewohnterweise nicht für uns Partei ergreift, schriftlich vor, wie viel 20 Dollar in Dong sind und was dann abzüglich des vereinbarten Ticketpreises an Rückgeld fällig ist und reissen der Dame die Noten aus der Hand. Soweit so gut aber das kann ja heiter werden, wenn das so weiter geht. Wir fahren schlussendlich los und kommen nach einem langen Tag in Can Tho an. Hier verzichten wir auf den Taxiservice und gehen die zwei Kilometer ins Stadtzentrum zu Fuss und werden aber die ganze Zeit von einer hartnäckigen Mototaxifahrerin verfolgt, die uns erst nach Urs‘ vehementer Drohung ziehen lässt.
Nach einer kurzen Nacht ziehen wir unserem eigentlichen Ziel
im Mekong Delta entgegen. Die Floating Markets der Region. Das Mekong Delta ist
die „Reisschale Vietnams“. Hier wird am meisten Reis, Gemüse und Früchte
angepflanzt und auf diesen fliessenden Märkten wird die Ware umgeschlagen. Die
Bauern schiffen bootsweise Kräuter, Gemüse, Ananas, Melonen etc. heran und die
Stadtbevölkerung und Restaurantbetreiber decken sich mit Frischwaren für den
Tag ein. Alles per Schiff auf dem Fluss. Wir mieten ein kleines Boot und werden
zu zwei verschiedenen Märkten gefahren. Dazwischen kurven wir wieder durch
kleine Kanäle, wo wir sogar mit unserem kleinen Boot manchmal fast
steckenbleiben. Wir testen neue Früchte, bekannte Ananas und Mangos und eine
Art Sticky Mais mit süsser Kondensmilch, (eine Alternative zum Sticky Rice).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen