Freitag, 3. Dezember 2010

Rio Ucayali / Amazonas

In Pucallpa stellte sich uns die Frage, ob wir die mühsame Reise über die Erdrutschstrasse nochmals unter die Füsse nehmen wollten, oder das Flugzeug oder Schiff für die Weiterreise nehmen sollten. Etwas skeptisch begutachteten wir die Bananenfrachter im illustren Hafen am Rio Ucayali. Etwa 3-5 Tage benötigen die Schiffe in die Amazonasstadt Iquitos im Norden Perus, nahe an der brasilianischen Grenze. Wir liessen uns ein erstes Mal das Schiff zeigen, ist hier Kapitänsache: ein rostiger Kahn namens Henry, Platz für ca. 200 Passagiere in Hängematten, 10 gefängniszellenähnlichen Kabinen mit eigenem Bad, Güterdeck, das gerade von Hand beladen wurde (die Männer schleppen 100kg Säcke in Flipflops herum - nicht gerade Suva-tauglich). Die nächste Abfahrt sei nächsten Donnerstag. Am Mittwoch fahren wir nochmals zum Hafen. Wir haben uns entschieden die Flussfahrt zu machen. Die Abfahrt hat sich jedoch bereits auf Samstag Morgen verschoben. Wir buchen die Kabine und kaufen auf dem Markt Hängematten.

Henry beim Entladen
































Am Samstag kommen wir beladen mit 40 L Wasser, Säften, Früchten und Snacks im Hafen an. Wir beziehen unsere Kabinen, tauschen als erstes die gestellten Matratzen gegen unsere Campingmatten aus und installieren unsere Hängematten. Unterdessen hat sich die Abfahrt auf Samstag Abend verschoben. Es wird weiter ent- und beladen. Dies funktioniert in etwa folgendermassen: ein gefüllter Lastwagen fährt vor, 10 Männer entladen die Fracht von Hand an den Hafen, der leere Lastwagen wird irgendwie aufs Schiff gehieft, worauf die Fracht wieder von Hand in den Lastwagen auf dem Schiff getragen wird... Klar dauert das Tage. Abfahrt Sonntag. Wir essen nochmals Pizza und Gelati in der Stadt und schlafen ein erstes Mal auf dem Schiff im Hafen. Am Sonntag Morgen geht es ähnlich weiter, aber am Mittag fahren wir gemeinsam mit 200 Peruanern endlich los. Die Reise führt auf dem dreckigen, immer grösser werdenden Ucayali River, der später zum Amazonasfluss wird. Endlose Wälder säumen die Ufer, ab und zu tauchen ein paar Buschhütten auf Stelzen auf, ein paar Mal halten wir in einem Dorf, um weitere Passagiere oder Fracht aufzuladen. Die Dorfbewohner stürmen das Schiff, um frische Früchte zu verkaufen. Für 1 Franken gibt es eine Papaya, eine Ananas und 6 Mangos! 
Mit dem Essen ist es so eine Sache. Im Preis inbegriffen sind 3 Malzeiten pro Tag. Es gibt Reis, Poulet und Bohnen; Poulet, Bohnen und Reis; Bohnen, Reis und Poulet. Gekocht wird mit dem braunen Flusswasser, das im gesamten Gebiet auch als offizielle Abfallmulde und wahrscheinlich als Kläranlage gilt. Gut, aufs Früstück haben wir ganz verzichtet, den Rest mit viel Knoblauch desinfiziert und mit Schnaps herunter gespült. So haben unsere Mägen das Ganze ohne grössere Probleme überstanden. Zur Dusche kommt die selbe braune Brühe raus, so war es für uns Luxus, uns nach dem Duschen noch mit dem mitgebrachten Wasser sauber zu machen:-)

Die Küche für 200 Personen...






























Die Strapazen werden wettgemacht durch gemütliches Abhängen in Hängematte, wunderschöne Urwaldaussicht, Flusssonnenuntergänge mit springenden Delphinen und lustigen Bekanntschaften mit den 4 Tage durchfeiernden Kabinennachbarn.


viel Zeit zum Ausspannen





















allabendliche Romantik



















  
















Nach dreitägiger Fahrt erreichen wir die Amazonasstadt Iquitos. Die 400'000 Einwohner zählende Urwaldmetropole ist nur per Schiff oder Flugzeug erreichbar. Nach drei Tagen Urwaldaussicht verzichten wir auf das pulsierende Stadtleben mit den vielen, dem Anschein nach hängen gebliebenen Touristen, statten dem Amazonaszoo mit Schmetterlingsaufzuchtstation einen Besuch ab und fliegen zurück nach Lima.

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